Am 28./29. Juni 1926 entsteht die Daimler-Benz AG aus den Unternehmen Benz & Cie. und Daimler-Motoren-Gesellschaft. An diesen Tagen stimmen die Generalversammlungen der beiden Unternehmen der Fusion zu. Formal wird die gesellschaftliche Vereinigung über einen Aktientausch im Verhältnis 1:1 vorgenommen, wobei die Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) als aufnehmende Gesellschaft fungiert und ihren Namen in Daimler-Benz AG ändert.
Handelsrechtlicher Sitz des Unternehmens ist Berlin, wie zuvor auch bei der DMG, wobei die Hauptverwaltung in Stuttgart-Untertürkheim angesiedelt ist. Dem Vorstand gehören jeweils zur Hälfte Vorstandsmitglieder der beiden Vorläuferunternehmen an, ein Übergewicht zur einen oder anderen Seite ist nicht erkennbar. Dies wird unterstrichen von der Tatsache, dass kein Vorstandsvorsitzender ernannt wird. Erst später wird der von Benz kommende Dr. Wilhelm Kissel die führende Persönlichkeit der Daimler-Benz AG.
Aktien der DMG - Benz & Cie
Die Gründe der Fusion sind im wirtschaftlichen Umfeld nach dem Ersten Weltkrieg zu finden. Die deutsche Automobilindustrie ist in einer Strukturkrise: Die Produktion muss auf Zivilgüter umgestellt werden. Als Folge treten neue Automobilhersteller auf den Plan – mehr als 120 Unternehmen werden in jenen Jahren gezählt. Traditionelle Firmen wie Benz & Cie. und die DMG sehen sich plötzlich einer großen Konkurrenz gegenüber. Die Preise geraten unter Druck. Beide haben zunächst nur – technisch veraltete – Vorkriegsfahrzeuge im Programm. Hinzu kommen riesige Werke mit vielen Mitarbeitern, die nicht ausgelastet sind. Als wäre das alles nicht genug: Auch der Vertrieb ist nach dem Krieg in einem desolaten Zustand, insbesondere aufgrund des Wegfalls aller Exportmärkte aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags; aber auch im Inland sieht es nicht gerade rosig aus.
Diese Faktoren geben fast einen Zwang zu Größe vor, der wiederum eine Zusammenarbeit der beiden süddeutschen Hersteller nahelegt. Denn beide ähneln sich in Unternehmensphilosophie und Produktportfolio – früher führte das zu starker Konkurrenz, jetzt ist genau deshalb ein Zusammenschluss vorstellbar. Mehrere Vorstöße hat es bereits gegeben: Die DMG erhält 1916 die Gelegenheit, ein größeres Paket Benz-Aktien von dritter Seite zu erwerben; während der Vorstand den Kauf befürwortet, blockt der Aufsichtsrat. 1919 folgt eine weitere Initiative: Von Seiten der Benz & Cie. wird die Bildung einer Interessengemeinschaft vorgeschlagen, bereits als konkrete Vorstufe zu einer späteren Fusion; wiederum wehrt sich der DMG-Aufsichtsrat gegen ein Annähern.
Nach dem Tod des DMG-Aufsichtsratvorsitzenden Dr. Alfred von Kaulla Mitte Januar 1924 kommt es zu erneuten Verhandlungen. Dr. Carl Jahr, Mitglied des Benz-Aufsichtsrats, legt Anfang Februar eine Denkschrift zum Zusammenschluss der beiden Unternehmen vor. Er argumentiert, dass sich über eine Interessengemeinschaft die internationale Konkurrenzfähigkeit sichern lässt, dass Preissenkungen aufgrund von Synergieeffekten zum Tragen kommen und dass sich in allen betrieblichen Funktionen umfangreiche Rationalisierungseffekte ergeben können. Eine Interessengemeinschaft ist in jenen Tagen kein ungewöhnliches Kooperationsmodell. Daimler und Benz besiegeln ihren Vertrag Anfang Mai 1924. Er ermächtigt die neu strukturierte Leitung zu umfangreichen Eingriffen in die Unternehmensstruktur und verpflichtet sie zu einer gemeinsamen Programm- und Modellpolitik.
Zur Vereinfachung der Produktion wird vorgeschlagen, dass jedes Werk künftig nur noch einen Fahrzeugtyp produziert – Mannheim die Zweiliter-Personenwagen, Untertürkheim die Vierliter- und die Sechsliterklasse, Gaggenau Lastwagen unter vier Tonnen, Berlin-Marienfelde jene über vier Tonnen. Die Konstruktionsabteilungen sollen zusammengelegt, der Karosseriebau in Sindelfingen zentralisiert werden.
Mit als erstes wird der Vertrieb neu geordnet: Ende Mai 1924 kommt es zur Gründung der Mercedes-Benz Automobil GmbH als gemeinsame Absatzorganisation.
Natürlich gibt es nicht nur Befürworter der Kooperation – doch die Gegenstimmen können sich nicht durchsetzen. Gut ein Jahr nach Gründung der Interessengemeinschaft kommt es zum nächsten Schritt: Am 12. Juni 1925 wird der Antrag auf Einleitung der Fusion gestellt.
Am 28./29. Juni 1926 wird der Fusionsvertrag wirksam. Ein neues Markenzeichen entsteht: Der Lorbeerkranz von Benz & Cie. und die Worte „Mercedes-Benz“ umfassen den dreizackigen Stern der Daimler-Motoren-Gesellschaft – eine klangvolle Marke ist entstanden, die bis heute ihre ungebrochene Strahlkraft hat.
Der Vorschlag, in jedem Werk nur noch einen Fahrzeugtyp zu produzieren, lässt sich nicht umsetzen, auch aufgrund der bis Mitte 1926 anhaltenden schlechten Konjunktur. Man entscheidet sich zunächst für drei Pkw-Grundtypen, wobei das am häufigsten gefragte Modell in Mannheim produziert wird. Schrittweise will man von Gruppenfertigung auf Fließbandproduktion umstellen und außerdem die Produktion verbilligen und beschleunigen. Das Servicenetz und der Vertrieb werden gestrafft. Im Verlauf des Jahres 1926 werden zwei Sechszylinder-Personenwagenmodelle entwickelt, ein Zweiliter-Fahrzeug für die Fer-tigung in Untertürkheim und ein Dreiliter-Typ zur Fertigung in Mannheim. Sie werden im Herbst 1926 der Öffentlichkeit als erstes gemeinsames Daimler-Benz Programm vorgestellt.
In verschiedenen Werbeanzeigen macht die Daimler-Benz AG den Unternehmenszusammenschluss zum Thema. Auf einem Plakat aus dem Jahr 1926 heißt es zum Beispiel: „Die beiden ältesten und größten Automobilwerke Deutschlands haben sich zusammengeschlossen, damit sie, gestützt auf ihre mehr als 40jährigen Erfahrungen im Automobilbau, ihren gemeinsamen Einkauf der Rohstoffe und des Fabrikationsmaterials und eine großzügige Außenorganisation ihren über die ganze Welt verbreiteten Abnehmern Personen- und Nutzfahrzeuge in unübertrefflicher Güte preiswert darbieten können.“ Das gelingt in den Folgejahren prächtig – im Großen und Ganzen gelingt es, die Vorgaben zu Rationalisierung und Vereinfachung umzusetzen, und man kann die Fusion als sehr erfolgreich bezeichnen.
1998 wird ein neues Unternehmenskapitel aufgeschlagen: Aus durchaus ähnlichen Gründen wie 1926 schließen sich die Daimler-Benz AG und die Chrysler Corporation zur DaimlerChrysler AG zusammen – bis dato die größte Vereinigung zweier Industrie-Unternehmen.
Im Mai 2007 wurde der Teilverkauf des Unternehmens an den Finanzinvestor Cerberus Capital Management bekannt gegeben, am 03.08.2007 wurde dieser abgeschlossen, womit die Chrysler LLC entstand. Das bisherige Mutterunternehmen DaimlerChrylser, das fortan als Daimler AG firmierte, behielt eine 19,9-prozentige Minderheitsbeteilung an Chrysler.
1000 DM-Aktie von 1952 und die historische DaimlerChrysler Aktie von 1998