ESZET Kakao- und Schokoladenfabrik |
1846
wurde das erste Geschäft in der Calwer Straße in Stuttgart eröffnet. 1857 gießt Konditor Ernst Staengel
(1827—1915) gemeinsam mit Karl Ziller
Schokolade in Tafelform.
Die Firma ESZET Staengel &
Ziller wird 1857 gegründet in Stuttgart (Furtbachweg).
Ab 1860 Umzug in der Olgastraße und ab 1898 in Untertürkheim bei
Stuttgart.
Ab 1933 werden hier die Eszet-Schnitten
produziert. Seit 1975 nur noch als Marke beim Stollwerck-Konzern. |
Stuttgarter Zeitung, 15.04.1995
Große Tradition in Stuttgart
Die Schokoladen-Seite von Stuttgart ist kaum mehr sichtbar. Zwar erinnert
noch die Haltestelle "Eszet" der Linie 13 an die Firma Staengel
& Ziller, und an der Rotebühlstraße 83 prangt
der Schriftzug "Waldbaur" von einem altehrwürdigen
Gebäude - aber beide Marken gehören längst zur Kölner
Stollwerck AG.
Dabei war Stuttgart eines der Zentren der Schokoladenindustrie. Das
größte hier ansässige Unternehmen der Branche war die
Schokoladenfabrik Moser-Roth in der Räpplerstraße,
die anno 1910 immerhin 550 Frauen und Männern Arbeit gab. Auch
die Schweizer Firmen Tobler und Suchard
hatten in Stuttgart ihre deutsche Dependance. Altgedienten Schwaben
fallen noch eine Reihe weiterer Namen aus der Region ein, so etwa Haller
oder Schoko-Buck oder der Eiskonfektproduzent Friedel.
Zu den jüngsten Firmen in diesem Reigen gehört Ritter,
1912 in Cannstatt als Bonbonfabrik gegründet.
Dass dann Alfred Ritter im ersten Weltkrieg
zur Schokoladefabrik Eszet dienstverpflichtet
wurde - davon zehren noch heute die Nachfahren. pf
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50 Jahre Baden-Württemberg
Stuttgarter Zeitung vom 24.04.2002
Für Beisser
Sonntagnachmittag in den Siebzigern.
Der klassische Familien- spaziergang. Die Kinder gehen schon lange
nicht mehr mit. Denn Sonntagnachmittag kann man all das tun, was sonst
verboten ist. Fernsehen zum Beispiel. Oder Weißbrot mit Schokolade
essen . . .
Ein kurzes Vergnügen. Schließlich wurde das Fehlen der Tafel
in der stets versteckten und stets hingebungsvoll aufgestöber-
ten Dose jedes Mal entdeckt. Worauf jahrelang jeden Sonntag die gleiche
Diskussion folgte, die irgendwann ein salomonisches Ende fand: Eszet-Schnitten.
Schokolade zum Belegen von Brot gemacht, in einer auch von Müttern
vertretbaren Dicke.
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Das baden-württembergische
Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg in Stuttgart-Hohenheim erschließt
den Bestand der ältesten deutschen Industriebetriebe: Die
Bestände, die in Hohenheim verwahrt sind, verheißen auch nostalgische
Rückblicke in die Vergangenheit: Ölbilder von Adolf Senglaub,
die Vorlagen für Plakate der Stuttgarter Schokoladenfabrik Eszet
waren. |
- Zu den großen Familiengräbern auf dem Waldfriedhof in Stuttgart
zählt auch das des Konditors Ernst Staengel.
Wer an der Haltestelle Eszet in Untertürkheim steht, wird den Namen
der Schokolade in Tafelform nicht gleich mit dem Konditor in Zusammenhang
bringen. Staengel erfand die Schnitten zusammen mit Karl Ziller. Die
Initialen "S" und "Z" der beiden Firmengründer
bildeten den Markennamen Eszet. In Stuttgart wird heute keine Schokolade
mehr hergestellt, auch nicht von den einstigen Konkurrenten Waldbaur,
Tobler, Buck, Moser-Roth, Haller, Friedel und Alrika.
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Ladenwerbung um 1930 für ESZET vom Künstler Adolf Senglaub |
Emailschilder - Blechschilder
Irgendwann wurde die Begeisterung dann abgelöst von Nutella. Das
war hipper und leichter zu handhaben: Denn was man aufs Brot schmiert,
kann nicht runterpurzeln. Dennoch haben die Eszet- Schnitten überlebt.
Und sie sehen noch fast so aus wie damals.
Das Unternehmen, das ursprünglich hinter dem süßen Brotbelag
steckte, gibt es heute allerdings nicht mehr: Staengel &
Ziller, 1857 im Stuttgarter Furtbachweg gegründet.
Die berühmten Schnitten erfand das Unternehmen, das später
in Untertürkheim zu Hause war, 1933 für "den
zünftigen Schokolade-Esser", der "Schokolade beißt",
statt sie wie "Genießer" zu lutschen.
Sie sind heute alles, was von der einst berühmten Stuttgarter
Schokoladenfabrik übrig ist. Seit 1975 gehört Eszet zum Kölner
Stollwerck-Konzern. Einen Kultfaktor besitzen die Schnitten aber - zumindest
in den USA - bis heute. Auf einer US- Internetseite für deutsche
Spezialitäten finden sich die Schokotafeln nebst dem Hinweis, man
möge das gebutterte und mit Eszet belegte Brot "backen oder
grillen, bis Schokolade und Butter miteinander verschmelzen": "Everyone"s
got Nutella; why not be different?"
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Imhoff verkauft Stollwerck AG
Schweizer zahlen 175 Millionen Euro an Hans Imhoff und die gemeinnützige
Imhoff-Stiftung.
VON WILLI FELDGEN - Kölner Stadtanzeiger, 27.04.2002
Köln - Die Schweizer Barry Callebaut AG, weltweit Marktführer
für Kakao- und Schokoladeprodukte, übernimmt alle Anteile
der Kölner Stollwerck AG. In einem ersten Schritt kaufen die Schweizer
dem Mehrheitsgesellschafter Hans Imhoff (80) und der gemeinnützigen
Imhoff-Stiftung insgesamt 96 Prozent der Stollwerck-Anteile ab. Dafür
zahlen sie 175 Millionen Euro, davon 25 Millionen in Barry-Callebaut-Aktien.
Imhoff und die Stiftung halten künftig 4,2 Prozent an Barry Callebaut.
Im zweiten Schritt werden die freien Stollwerck-Aktionäre - sie
halten insgesamt vier Prozent der Anteile - mit einer Zwangsabfindung
aus dem Unternehmen gedrängt. Die Stollwerck AG wird künftig
nicht mehr börsennotiert sein, sondern im europäischen Unternehmensverbund
der Schweizer aufgehen. Unklar ist, ob Köln die Zentrale für
die Stollwerck-Aktivitäten und den deutschen Markt des Käufers
bleiben wird. "Wir sind uns aber der Bedeutung Kölns für
Stollwerck bewusst", sagte der Vorstandsvorsitzende von Barry Callebaut,
Andreas Schmid, am Freitag in Köln.
Eine Beschäftigungs-Garantie für die 2500 Stollwerck-Mitarbeiter
gibt es nicht. Die Markenvielfalt von Stollwerck (darunter etwa Alpia,
Sprengel, Alprose, Eszet, Waldbaur, Sarotti und Gubor) soll "deutlich
gestrafft" werden, kündigte Schmid an. Auch der "eine
oder andere Standort" könne geschlossen werden.
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Werbe-Wanduhr ca. 1920
Sammelbilder zwischen 1880 und 1900
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Werbung
aus den 1950er Jahren
Zahlteller - Blumenvasen -
Ascher - Kakaodose
Aktuelle Verpackung der ESZET-Schnitten
von Stollwerck
http://www.stollwerck.de/markenwelt/ index_markenwelt.php?kat=../
markenwelt/eszet |
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Quelle:
http://mujweb.cz/www/chocolate/en/index.htm |
ESZET-Fabrik
und ESZET-Steg in Untertürkheim
Die Kakao- und Schokoladenfabrik ESZET - von Ernst
Staengel & Karl Ziller,
gegründet 1857 im Stuttgarter Furtbachweg, zog 1860 an die Olgastraße
und 1898 nach Untertürkheim am Güterbahnhof (Cannstatter Straße
-> Augsburger Straße 275).
Die Firma erlangte während der Inflationszeit 1921/22 ihre maximale
Größe.
Seit 1975 gehört die Marke ESZET zum Kölner Stollwerck-Konzern.
Das 1902 erbaute ESZET-Gebäude wird seit 1975 anders genutzt -
heute von der Firma Nord Feder.
Verladearbeiten 1915 unter dem "Eszetsteg"
am Güterbahnhof Untertürkheim vor dem Firmengebäude
Foto von 1983: Alter Stahlsteg und neuer
Beton-Eszetsteg nebeneinamder über die Bahngleise des Güterbahnhofs
Das ESZET-Firmengebäude 1983 noch mit Schornstein -
unten: Heute: Centa-Star - Foto von 2002
Die ehemalige ESZET- Schokoladenfabrik in Stuttgart-Untertürkheim
- Augsburger Straße 275
rechts der"Eszet-Steg" über die Bahngleise
Eszetsteg 2004 Foto:Holger Kamm
Anfahrt: VVS mit der Stadtbahn Linie U13: Haltestelle "ESZET"
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Stgt-Wochenblatt-Serie:
"Vom Guten jeweils das Beste"
Schokoladen-Seite
Stuttgarts: Eszet wurde vor 150 Jahren gegründet - Drei von fünf
Stuttgarter Fabriken im Neckartal
Zart schmilzt die braune Masse auf der Zunge.
Schokolade macht glücklich! Demnach müssten die Stuttgarter
früher die glücklichsten Menschen gewesen sein. Stuttgart
war ein Zentrum der Schokoladenindustrie.
Das größte hier ansässige Unternehmen der Branche
war die Schokoladenfabrik Moser-Roth in der Räpplenstraße.
Auch die Schweizer Firmen Tobler und Suchard hatten in Stuttgart ihre
deutsche Dependance. Älteren fallen noch Namen wie Staengel &
Ziller oder "Eszet" ein - gegründet vor 150 Jahren -, Haller, Schoko-Buck
oder der Eiskonfektproduzent Friedel.
Zu den jüngsten Firmen gehört Ritter. Das Neckartal ist die
Schokoladen-Seite Stuttgarts.
Süßen Lesegenuss verspricht unsere
Serie, in der wir
Eszet aus Untertürkheim, Haller aus Obertürkheim
und Ritter aus Bad Cannstatt vorstellen.
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Chronik
Untertürkheim - aus dem Archiv Eberhard Hahn
Die Firmengeschichte
ESZET
Eszet, ein Markenname, der
für erlesene Kakaoprodukte steht.
Das Firmenlogo setzt sich zusammen aus den Familiennamen
Staengel und Ziller.
Konditormeister Ernst Staengel (*19.
Mai 1827, † 25. April 1915) gründete am 7. Mai 1857 im Furtbachweg
in Stuttgart als Kunst- und Zuckerbäcker" einen Betrieb zur Herstellung
einer Vielzahl von Süßigkeiten, eine raffinierter und delikater
als die andere...".
Sein Bestreben für ein erfolgreiches Unternehmen
stand unter dem Leitgedanken: vom Guten jeweils das Beste und dieses
Beste jeweils in gleicher Güte herzustellen. Das Produktionssortiment
umfasste innerhalb kurzer Zeit 500 verschiedene Artikel und reichte
von Dessertstücke, Bonbons, Christbaumschmuck, Ostereier bis zu
verschiedenen Schokoladesorten. Im Besonderen erfreuten sich die Festartikel,
auch in „allerhöchsten Kreisen", großer Beliebtheit.
Konditormeister Staengel wurde Lieferant Seiner Majestät des Königs
von Württemberg".
Bereits drei Jahre nach Firmengründung mussten die Geschäftsräume
vergrößert und nach der Olgastraße verlegt werden.
1899 konnte in der Cannstatter (heute Augsburger) Straße
in Untertürkheim ein neu erbautes, großzügig angelegtes
Fabrikgebäude bezogen werden.
Inzwischen wurden die beiden Söhne Otto
(* 8. Juli 1868, † 20. August 1926) und Ernst
(* 28. November 1871; † 4. März 1931), als Nachfolger zur
Mitwirkung in die Betriebsleitung berufen.
Sie drängte es Neues zu schaffen und glaubten,
dies durch die Konzentration der Kräfte, mit der Reduzierung des
Herstellungsprogramms zu erreichen. Ein Gedanke der beim Vater wohl
auf Widerstand stieß. Doch die Junioren konnten überzeugen.
Ihr Grundsatz: „Viel, nicht vielerlei". Was an Mannigfaltigkeit
verloren ging sollte der Qualität zu gute kommen.
So wurden bereits 1919 von ursprünglich 500 Artikeln
nur noch zwei, später etwa sechs Sorten Schokolade hergestellt.
Der Firmenname STAENGEL und ZILLER
kam dadurch zustande, dass ein Schwager des Gründers, Karl Ziller,
vorübergehend in der Geschäftsleitung war. Ausgehende Sendungen
wurden mit den Anfangsbuchstaben der beiden Inhabernamen signiert.
Die Idee, die beiden Buchstaben S und Z auszuschreiben,
so wie sie gesprochen werden: Eszet, führte zum Firmennamen und
einem entsprechenden Firmenlogo. Im Jahre 1904 wurde die neu kreierte
Wortmarke als Eszet beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin als Warenzeichen
eingetragen.
Nach dem Tod ihres Mannes Otto Staengel im August 1926
und ihrem Schwager Ernst, der im März 1931 verstarb, wurde das
Unternehmen von Frau Elisabeth Staengel, als Alleininhaberin
der Firma weiter geführt. Sie galt als der gute Geist des Hauses
und als wahrhaft mütterliche Seele des Betriebs.
Der 2. Weltkrieg brachte großes Leid in die Familie
und das Unternehmen, im Jahre 1942 fielen an der Ostfront innerhalb
von einem halben Jahr, die beiden Söhne von Otto und Elisabeth
Staengel, Rolf, geboren 1909 und Hans-Eberhard
geboren 1911. Sie waren eben im Begriff, sich mit ihrer Mutter, der
Seniorchefin die Leitung des Betriebs zu teilen.
Am 1. Januar 1950 wird aus dem Unternehmen eine Kommanditgesellschaft,
die von Elisabeth Staengel als persönlich haftende, geschäftsführende
Gesellschafterin, in Gemeinschaft mit den Frauen
Ruth Klaiber, geb. Staengel,
Gudrun Berger, geb. Staengel, und
Erika Staengel, Ehegattin von Sohn Rolf, als Kommanditistinnen,
sowie
Gert Staengel, Sohn von Rolf, als persönlich haftender
Gesellschafter, erfolgreich weitergeführt wird.
Am 31. Oktober 1973 stirbt die langjährige Geschäftsführerin
Elisabeth Staengel im Alter von 91 Jahren.
1975 wird ein Liquidationsvergleich beantragt, außerdem wurde
ein Antrag auf Massenentlassung der 150 Beschäftigten der Firma
gestellt. Als Ursache für den Zusammenbruch nennt die Leitung des
Familienunternehmens die Rohstoffhausse, ein zurückgezogenes Darlehen
und gescheiterte Verkaufsverhandlungen.
Die Produktion endet in Untertürkheim 1975. Die
Firma ESZET ist im Konkurs.
Seit 1975 gehört die Marke Eszet dem Stollwerck-Konzern - zuerst
in Köln - seit 2002 beim Schweizer Konzern Barry Callebaut AG.
Quellen: Archiv-Hahn - Eberhard Hahn - Stuttgart-Rohracker
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Staengel & Ziller,
Schokolade- und Konditoreiwarenfabrik
Allgemeines
Firmenname |
Staengel & Ziller, Schokolade- und Konditoreiwarenfabrik |
Ortssitz |
Stuttgart |
Ortsteil |
Untertürkheim |
Straße |
Olgastr. 77 |
Postleitzahl |
70182 |
Art des Unternehmens |
Kakao- und Schokoladefabrik |
Anmerkungen |
1898: Ogastr. 77, Inh. u. Gründer: Ernst Stängel (Konditormeister);
Ziller ist sein Schwager. "Eszet" wird bald zum Hoflieferanten.
Später Wechsel in die Augsburger Str. 275/77 (dort um 1955);
bis zu 200 Mitarbeiter. Marke nach Schließung Ende der 70er
Jahre an Stollwerck, Köln. |
Quellenangaben |
[Stuttgarter Adreßbuch (1898)] [Reichs-Adreßbuch
(1900) 3861] [Kessel-Referenzliste Kuhn] [Kuhn-Dampfmaschinenliste
(1870)] [Stuttgarter Zeitung, 20.05.2000, S. 36] |
Unternehmensgeschichte
Zeit |
Ereignis |
1857 |
Gründung |
1870 |
Lieferung einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg. |
1888 |
Aufstellung eines Dampfkessels. Hersteller: G. Kuhn, Stuttgart-Berg |
1898 |
Aufstellung eines Dampfkessels. Hersteller: G. Kuhn, Stuttgart-Berg |
23.07.1898 |
Baubeginn (?) einer Dampfpumpe durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg. |
27.07.1898 |
Baubeginn (?) einer Dampfmaschine durch G. Kuhn, Stuttgart-Berg. |
1973 |
Eszet ist noch auf Platz 3 unter den bekanntesten Schokoladenmarken |
Produkte
Produkt |
ab |
Kommentar |
bis |
Kommentar |
Kakao |
1888 |
Kuhn-Kessel-Referenzliste |
1975 |
Ende Mitte der 70er Jahre |
Schokolade |
1888 |
Kuhn-Kessel-Referenzliste |
1975 |
Ende Mitte der 70er Jahre |
Betriebene Dampfmaschinen
Bezeichnung |
Bauzeit |
Hersteller |
Dampfpumpe |
07.1898 |
Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von
G. Kuhn |
Dampfmaschine |
1870 |
Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von
G. Kuhn |
Dampfmaschine |
27.07.1898 |
Maschinen- und Kessel-Fabrik, Eisen- und Gelbgießerei von
G. Kuhn |
Quelle: http://www.albert-gieseler.de/dampf_de/firmen3/firmadet35515.shtml |
Literaturhinweise:
*
Stolperstein Eszett – so verwenden Sie
das Eszett richtig |
Nord
Feder GmbH & Co. KG
Augsburger Straße 275
70327 Stuttgart - Untertürkheim
Postfach 60 04 43
70304 Stuttgart |
Telefon: 0711 / 30 50 5 - 0
Fax: 0711 / 30 50 5 - 30
email: verkauf@Centa-Star.de
Internet: www.centa-star.de
Fabrikverkauf: Bettwaren + Bettdecken
Fr. 14-18 + Sa. 10-12 |
Frankfurter Rundschau
vom 24.01.2004
Immer essen - "Sahne-Schnitte"
Die Gemeinde der Schokoladensüchtigen teilt sich verschiedene
Fraktionen auf.
Die Süßmäuler, denen es nicht sahnig
und rahmig genug zugehen kann, und die sich sogar dazu versteigen, weiße
Schokolade ohne jeden Kakaoanteil zu verspeisen.
Die herben Typen, die erst dann willenlos werden, wenn
die Kakaobohne mit mindestens 70 Prozent im Produkt vertreten ist.
Ferner gibt es die Lutscher, die ihre Schokolade zu
warmem Brei im Mund schmelzen lassen und die Beißer,
die es zwischen den Zähnen krachen lassen wollen.
Für Letztere, eigentlich aber für alle, wurden die Eszet-Schnitten
erfunden: Es gibt nur wenige Produkte, die so eindeutig nach Kindheit
schmecken. Sie sehen noch genauso aus wie damals: Acht millimeterdünne
Täfelchen liegen adrett in einem winzigen Kunststofftablett mit
zwei Mulden, das ganze ist mit Staniol umwickelt und in ein flaches
Schächtelchen geschoben.
Damit
sich die Schokoladenfraktionen nicht vergreifen können, wird das
Produkt in drei Farben verkauft: blaue Schachtel für
Vollmilchliebhaber, grüne für Nussschokoladefans,
rote für Zartbitterfreunde.
Leider gibt es nur noch diese drei Sorten.
Früher war auch eine Variante mit Orangenaroma zu haben und eine
mit Honigparfum, wie ein Eszet-Fan im Internet berichtet. Doch die verbliebenen
drei Sorten schmecken exakt wie schon vor Jahrzehnten. Schon der Markenname
ist ein klares Bekenntnis zum Althergebrachten, das noch kein "ß"
kannte.
Eszet Schnitten wurden einst von fleißigen Schwaben in der Firma
"Eszet Kakao- und Schokoladenfabrik Staengel & Ziller"
in Stuttgart hergestellt. Das 1857 gegründete Unternehmen residierte
zunächst im Furtbachweg, später in Untertürkheim, direkt
am Güterbahnhof, mit eigenem Eszet-Steg über die Gleise und
Eszet-Straßenbahnhaltestelle.
Die berühmten Schnitten "für den zünftigen Schokolade-Esser"
kamen 1933 auf den Markt. Als Staengel & Ziller aufgab, überlebten
nur die Eszet-Schnitten. Sie wurden von Stollwerck weiter produziert,
das seinerseits längst der Schweizer Barry Callebaut AG gehört.
Die Schnitte ist inzwischen Liebhaberstück. Sogar auf US-amerikanischen
Internetseiten mit Online-Shop für deutsche Spezialitäten
sind die Schoko-Tafeln gut vertreten - inklusive Erklärung der
ungewöhnlichen orthographischen Schreibweise und einem Hinweis
für alle Lutscher, dass man die Täfelchen auch auf heißen
Toast legen und zu weicher Pampe schmelzen lassen kann.
Die meisten Fans jenseits des großen Teichs haben Eszet-Schnitten
während ihrer Stationierung im alten Europa kennen- und liebengelernt.
Alte Eszet-Werbegeschenke wie Aschenbecher, Blumenvasen und Blechreklamen
werden inzwischen unter Sammlern zu Höchstpreisen gehandelt. Dagegen
sind die blauen, grünen und roten Schachteln überaus moderat
im Preis und noch heute in fast jedem Supermarkt zu finden. Konkurrenzprodukte
in ähnlicher Form gibt es praktisch nicht. Nur Eszet lässt
es krachen. Wobei sich die Gemeinde der Schokoladenbeißer wiederum
in diverse Fraktionen aufteilt. Solche, die eine Eszet-Schnitte nur
auf einem frischen Brötchen wollen und solche, die schwören,
allein ein kerniges Bauernbrot bilde die richtige Unterlage. Wie auch
immer, es krümelt in jedem Fall.
TEXT: Claudia Diemar
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Zu den jüngsten Firmen in diesem Reigen gehört Ritter,
1912 in Cannstatt als Bonbonfabrik gegründet. Dass dann Alfred
Ritter im ersten Weltkrieg zur Schokoladefabrik Eszet dienstverpflichtet
wurde - davon zehren noch heute die Nachfahren...
Stuttgarter Zeitung, 14.05.1997
Süße Verführung im Museum - Stuttgarts
Schokoladenseite
Es gibt Dinge im Leben, die braucht es nicht unbedingt. Aber
es ist gut, wenn man sie hat. Um das Leben ein bisschen zu versüßen,
beispielsweise. Als Weihnachtsmann oder Osterhase, als Praline und in
Tafelform: Schokolade.
Vor Jahrzehnten noch kam viel davon aus dieser Stadt. Im Cannstatter
Stadtmuseum ist die Schokoladenseite Stuttgarts noch bis zum 20. Juli
1997 zu besichtigen (mittwochs 14 bis 16 Uhr, samstags 10 bis 13 Uhr
und sonntags 10 bis 16 Uhr).
Der Anlass dürfte weitgehend unbekannt sein: die Wiege
der quadratischen Schokoladentafeln stand auf dem Cannstatter
Seelberg in einem Hinterhaus an der Moltkestraße, die heute Sodener
Straße heißt.
Im
Frühjahr 1912, also vor 85 Jahren, begann Alfred Ritter
I. (in den Firmenannalen wird der 1885 geborene Firmengründer
tatsächlich so geführt, um ihn von seinem gleichnamigen Sohn
zu unterscheiden), süße Leckereien zu produzieren. Die Jugend
aus der Nachbarschaft staunte, wie der Konditormeister Pralinen in heiße
Schokolade tauchte oder an Ostern Hasen goss. Klar, dass da manches
„Versucherle“ abfiel. Gleich nach dem Beginn des Ersten
Weltkriegs wurde Ritter eingezogen, kam aber alsbald zurück - und
goß fortan Blockschokolade, die zur Steigerung der Kampfeskraft
in Feldpostpäckchen wanderte.
Im Jahr 1920 verlagerte der Konditor seinen Betrieb an die Ecke Wilhelm-
und Liebenzeller Straße mitten in Cannstatt und gab die erste
Schokoladenmarke heraus: „Alrika“. 100
Gramm wurden an Geschäfte ab Fabrik für 21 Pfennig verkauft.
Ein Foto aus dem Jahr 1925 dokumentiert ein zweites Ladengeschäft,
an der Marktstraße beim Rathaus. Beide Häuser stehen noch.
1930, als der Platz nicht mehr reichte, verlagerte Ritter den Betrieb
nach Waldenbuch.
Foto: Enslin
Doch die Ausstellung im Cannstatter Stadtmuseum beschäftigt
sich nicht nur mit Ritter (schon gewusst, dass die
quadratische Tafel bereits 1932 erfunden wurde?), vielmehr wird die
Historie des Schokolademachens in Stuttgart en bloc gezeigt. Manfred
Schmid vom Stadtarchiv erinnert an längst vergessene Marken wie
an Firmen, die erst vor wenigen Jahren vom Markt verschwunden sind,
aber mit den alten Gebäuden noch immer in der Stadt präsent
sind.
Zum Beispiel Waldbaur („Katzenzungen“) in
der Rotebühlstraße, 1848 gegründet und 1977 vom großen
Kölner Konkurrenten Stollwerck übernommen.
Oder Eszet (die Firma mit den Schnitten), als Firma
Stängel und Ziller 1857 an der Furtbachstraße gegründet,
1860 an die Olgastraße und 1899 nach Untertürkheim verlagert.
1975 schon wurde diese Firma nach dem Konkurs aufgekauft, ebenfalls
von Stollwerck.
Oder Schoko-Buck, der ein kleinzuklopfendes anregendes
Gemisch aus Schokolade und Kaffee in runden Blechdosen anbot, Schuhcreme
nicht unähnlich.
Die Liste ließe sich fortsetzen - immerhin verzeichnet das Stuttgarter
Adressbuch von 1926 unter „Kakao-, Schokolade- und Bonbongeschäfte“
mehr als 50 Adressen.
Der Kenner vermisst einige Namen, beispielsweise Tobler
oder Friedel. Aber die Sache mit dem Brausepulver wäre
des Süßen dann doch zuviel.
kwa
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Ausschnitte aus PRESSEMELDUNG IM DETAIL -
http://www.region-stuttgart.de/sixcms/detail.php/239139?_skip=25
Bilder von: http://www2.t-online-business.de/dyn/c/63/86/82/6386822.html
Stuttgart/Waldenbuch den 16.09.2003
Die Geburtsstätte des Schokoladequadrats ist das Fußballstadion
Die
Geschichte des Schokolade- quadrats begann, wo die meisten Liebesfilme
enden – bei der Ehe. Als der Konditor Alfred Ritter
aus Stuttgart-Cannstatt im Jahr 1912 die Süßwarenladeninhaberin
Clara Göttle heiratete, gründeten die frisch Vermählten
die Schokolade- und Zuckerwarenfabrik Alfred Ritter (K)Cannstatt.
Neben der Herstellung von Bonbons und Pralinen wurde im Jahr 1920 mit
der Produktion von Tafelschokolade begonnen. Die erste eigene Marke trug
den Namen „Alrika“ (Alfred Ritter
Kannstatt) und brachte dem jungen Unternehmen
einen so gewaltigen Aufschwung, dass es eine Filiale eröffnen und
einen Firmenlastwagen anschaffen konnte.
Zehn Jahre später zog die expandierende Süßwarenfabrik
in das gut 20 Kilometer entfernte idyllische Waldenbuch. Hier soll die
Firmengründerin Clara 1932 auf die Idee gekommen sein, die Tafelschokolade
in Quadratform zu produzieren: Im Waldenbucher Stadion hatte sie beobachtet,
dass die Fußballfans am
liebsten Schokolade mitbrachten. Gleichzeitig stellte sie fest, dass die
Langtafeln in der Jackentasche leicht zerbrachen. Die neuen 100-Gramm-Quadrate
sollten so beschaffen und verpackt sein, dass sie jeder aktive und passive
Sportler in der Tasche mit sich tragen konnte. Glücklicher Nebeneffekt:
Weil die Schokolade bei unverändertem Gewicht und geringerer Fläche
dicker wurde, fanden nun auch ganze Nüsse Platz. Das Schokoladequadrat
bekam den Namen „Ritter’s Sportschokolade“.
Seit 1970 heißt die Marke einfach „Ritter Sport“ .
Wie viele andere Unternehmen litt auch Ritter unter dem Zweiten Weltkrieg.
Der Sohn des Firmengründers konnte die Schokoladeproduktion erst
Anfang der 1950-er Jahre wieder in vollem Umfang aufnehmen. Alfred Otto
Ritter beschloss, sich ganz auf die Produktion des Schokoladequadrats
zu konzentrieren und nahm ab 1960 nach und nach sämtliche Langtafeln,
Pralinés, Osterhasen und Weihnachtsmänner aus dem Sortiment.
Das neue Kunst und Schokoladen-Museum
Ritter in Waldenbuch
Foto: Enslin
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Stuttgarter Zeitung, 20.05.2000
Ein Tafelvergnügen: Stuttgart von der Schokoladenseite
Achim Wörner und Michael Steinert (Fotos) haben
einen Streifzug durch die Geschichte der Kakaoindustrie in der Landeshauptstadt
unternommen
Die Schwaben sind einst für Fleiß
und Schaffenskraft gerühmt worden, sie hatten aber auch ein Faible
für den puren Genuss - in Form von Schokolade etwa. Eine Ausstellung
des Stadtarchivs spannt den Bogen vom süßen Aufstieg zur
heimlichen Hauptstadt der Kakaoindustrie Mitte des 19. Jahrhunderts
bis zum bitteren Niedergang gut 100 Jahre danach.
Klack, klack, klack. Heinz Klaiber hält eine metallene Form in
Händen und lässt das mattsilbrige Teil auf ein dünnes
Holzbrett krachen. Klack, klack, klack. Auf diese Weise ruft der rüstige
Rentner sich die Erinnerungen wach. Hundertfach, tausendfach hallte
das klappernde Geräusch durch die Fabrikhalle, damals, in den fünfziger,
sechziger, siebziger Jahren. Es klingt dem gelernten Bäckermeister
nach wie vor im Ohr - mehr als zwei Dekaden nach der unfreiwilligen
Demission.
Heinz Klaiber sitzt am Esstisch seines Wohnhauses mitten in Fellbach-Schmiden.
Draußen scheint die Sonne. Und der 76-Jährige plaudert über
jene Zeit, als Stuttgart (noch) eine Hochburg der Schokoladen-Herstellung
war, sich dann aber rasch das Ende abzuzeichnen begann. Waldbaur,
Moser-Roth und Eszet, Ritter, Haller und Schoko-Buck - das sind
die Namen, die sich mit diesem bisher kaum beleuchteten Kapitel der
Stuttgarter Stadtgeschichte verbinden.
Klaiber hatte nach dem Zweiten Welkrieg bei Waldbaur
angeheuert, um in der so genannten Eintafelei Regie zu führen.
Dort sei es heiß und laut hergegangen, sagt der Mann im karierten,
weit aufgeknöpften Hemd. In der Eintafelei wurde die rund 30Grad
heiße flüssige Schokolade in Metallschalen gegossen und dann
auf der laut tönenden Klopfbahn in Tafelform gebracht. Klack, klack,
klack. Klack, klack, klack.
Waldbaur
war einer von einem ganzen Dutzend überregional renommierter Kakaoverarbeiter,
die in Stuttgart reüssierten. Seit 1848 war am Calwer Tor 7, der
späteren Rotebühlstraße 83,
Schokolade hergestellt worden, wie sich dem Adressbuch von 1851 entnehmen
lässt: Die Brüder Franz und Gustav Waldbaur "haben eine
Dampf-Chocolade-Fabrik nach der neuesten Pariser Einrichtung, mittelst
welcher die Chocolade auf das Feinste durch Granitwalzen, ohne mit Eisen
in Berührung zu kommen, bereitet wird."
Der Kaufmann und der Apotheker waren aber beileibe nicht das einzige
Unternehmergespann, das auf die Schokolade setzen wollte. Schon Anfang
des 19. Jahrhunderts hatten vor allem die Konditoren der Stadt vollends
den Siegeszug der Köstlichkeiten aus Kakao eingeleitet, die sich
als "xcoatl" schon im 12.Jahrhundert bei den Azteken großer
Beliebtheit erfreut hatten.
Auch Eduard Otto Moser und Wilhelm Roth begannen als jeweils selbstständige
Zuckerbäcker, machten sich in Paris mit der Kunst der Trüffel-
und Pralinenherstellung vertraut - und setzten, wieder zu Hause, voll
auf die Schokoladenfabrikation. Moser war es auch, der 1876 den Verband
deutscher Schokoladenfabrikanten mit aus der Taufe hob, um ein Reinheitsgebot
für die süße Versuchung zu erlassen: Billige Mandeln,
Mehl und Fett sollten nicht länger den teuren Kakao ersetzen können.
Die Waldbaur-Brüder hatten sich dieser Initiative ebenfalls angeschlossen,
indem sie der werten Kundschaft "reellste Fabrikation" und
"vorzügliche Preise" versprachen. Waldbaur-Produkte wurden
früh in ganz Europa vertrieben, selbst in Amerika gab es Kunden.
Vertretungen bestanden in London und Moskau, die von "Chocoladen
in Tafeln" über "Cacaomassen", "Cacaopulver
in feinster 1a-Qualität" bis hin zu "Chocoladen-Desserts
in allen Sorten, Caramell-Bonbons, Früchte-Compots in Gläsern
sowie gandirten und glacirten Früchten" allerlei mehrfach
preisgekrönte Gaumengenüsse feilboten.
Hergestellt wurde all das auf einem Fabrikgelände am Feuersee.
Dort, wo heute noch das Firmenwappen prangt und Büros residieren,
gab es einst alles, was zur Massenproduktion von Schokolade benötigt
wurde - vom kühlen Keller über das Zuckermagazin und das Kesselhaus
bis zur Verpackungsabteilung und den Remisen für die Fuhrwerke,
die wiederum die Auslieferung besorgten.
Ganz ähnlich vollzog sich der Aufstieg von Eszet.
Unter dem Motto "Das Beste und immer in gleicher Güte"
hatte der Konditormeister Ernst Staengel in der heutigen Furtbachstraße
eine kleine Fabrik für Konditorwaren eröffnet. Das Gebäude
war äußerlich einem Wohnhaus gleich, gerade mal drei Etagen
hoch - und doch wurde innen drin in Serie Schokolade produziert. Zusammen
mit seinem Schwager und Kompagnon Ziller brachte es Staengel alsbald
zum Hoflieferanten. Die Firma Eszet expandierte, zog in die Olgastraße,
schließlich in die Augsburger Straße
275 nach Untertürkheim. Bis zu 200 Mitarbeiter habe die
Schokofirma beschäftigt, so Gert Staengel, der Urenkel des einstigen
Firmengründers. Bei Moser und Roth an der Heilbronner Straße
sollen bis zu 550 Frauen und Männer zur Veredelung von Kakaobohnen
beitragen haben - mithin die größte Kakao- und Schokoladenfabrik
Süddeutschlands. Insgesamt habe es zur Blütezeit in dieser
Branche in Stuttgart mehr als 1000 Arbeitsplätze gegeben, sagt
der Historiker und Stadtarchivar Manfred Schmid.
Die
Schokolade ward als Genussmittel gepriesen - aber sehr wohl auch als Heil-
und Stärkungsstoff. 1891 etwa hat die "Cacaochocolade,
Bonbons-Fabrik Moser-Roth" dem Katharinenhospital 12,5 Kilogramm
Vanille-Schokolade in Rechnung gestellt, dazu sechs Beutel Kakaopulver.
Für die "gütigst bestellten und an Sie abgegangenen Waaren
beehren wir uns, Ihnen Factura 45,70 Mark mit der Bitte um Gutschrift
zu ertheilen".
Stuttgart habe ohne Zweifel zu den großen Schoko-Metropolen der
Republik gezählt, sagt der Historiker Schmid - und zwar zusammen
mit Berlin, Köln, Dresden. Viel übrig geblieben ist davon nicht.
Es gibt kaum mehr Dokumente, mit denen sich die Geschichte genau nachzeichnen
ließe. Schmid steht im Magazin des Stadtarchivs in der Tübinger
Straße und blättert die Fotografien, Stiche, Verpackungen und
Reklamepostkarten durch, die er für die Ausstellung gesammelt hat;
auf einem Tisch liegen ein paar Werbeaccessoires, darunter ein künstliches
Blumengebinde mit Schokoladentafeln dran. Und auch ein paar wenige Devotionalien
hat Schmid zusammengetragen - etwa ein Eszet-Kaffeeservice oder eine Eszet-Wanduhr.
Warum ausgerechnet Stuttgart zu einer Schokoladen-Hauptstadt aufgestiegen
ist? Schwer zu sagen. Die Schaffenskraft der Konditoren, die Offenheit
der Schwaben für neue Produktionstechniken dürften eine Rolle
gespielt haben.
Immerhin: Auch die Firma Ritter, die heute in Waldenbuch
residiert, hatte ihre Anfänge in Stuttgart, genauer in Cannstatt.
Wie ein Lauffeuer habe sich verbreitet, dass in einem Hinterhof in der
Sodener Straße Süßes produziert werde, so ein Chronist.
Wie die Bremer Stadtmusikanten seien die Kinder an den Fenstern des Ritterschen
Ein-Mann-Betriebes gehangen - um die Schokoladenfertigung zu beobachten
und das eine oder andere "Versucherle" von Alfred Ritters Kakaoerzeugnissen
abzustauben.
Schon
in den zwanziger Jahren wurde in der Ostendstraße
88 Schokolade hergestellt, zuerst von Hugo Wernick, dann von Schoko-Buck.
Seit 1955 produzierte die deutsche Tochter der Schweizer Weltmarke Tobler
ihre Spezialitäten - bis 1985.
Inzwischen ist von Stuttgarts Schokoladenseite nichts mehr übrig.
Gestiegene Kakaopreise und Überkapazitäten dank moderner Technik
sorgten in den 70er Jahren für die Bereinigung des Marktes.
Moser-Roth war im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört
worden; die Produktion wurde zu Karl Haller nach Obertürkheim
verlagert, nach dessen Tod ging die Firma an die Melitta-Gruppe, 1967
wurde die Produktion eingestellt. Ende der 60er Jahre schloss Moser-Roth
seine Pforten; Eszet, 1973 noch auf Platz drei unter
den bekanntesten deutschen Schokoladenmarken, schloss Mitte der 70er Jahre;
Waldbaur wurde 1977 stillgelegt. Beide Marken wurden
von der Kölner Stollwerck AG übernommen - weshalb Eszet-Schnitten
und Katzenzungen noch immer zu haben sind.
Das ist dem ehemaligen Schokoladen-Arbeiter Heinz Klaiber ein schwacher
Trost, ebenso die Betriebsrente, die Waldbaur überweist. Das Aus
für die Schokoladenfabrikation in Stuttgart - "das war schon
ein herber Schlag", sagt er und lässt die metallene Form für
die Schokoladentafel noch einmal aufs Holzbrett krachen. Klack, klack,
klack. |
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