Firma Wolf & Söhne - Baumwoll - und Putzwollfabrik
Texte aus: Maria Zelzer:
Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden:
Ein Gedenkbuch, 1964, Ernst Klett Verlag Stuttgart -
... Jüdischer Unternehmungsgeist brachte es in der Textilindustrie
zu weiteren Erfolgen. In den siebziger Jahren (des 19. Jahrhunderts)
nahm die Firma Wolf (Einfuhr und Großhandel
mit Baumwolle) ihren Anfang in einem kleinen Geschäft. Vier tatkräftige
Söhne, Isidor, Adolf, Moritz und Max, waren die Erben des Unternehmens,
das sie 1905 nach Untertürkheim verlegten. Erstaunlich
bald wurde die Firma weltbekannt. ...
Unter den Stuttgarter Millionären von 1914 ist schließlich
auch die zu märchenhaftem Reichtum aufsteigende Familie Wolf zu
nennen, Inhaber der Firma Wolf & Söhne, Baumwoll-
und Putzwollfabrik, Stuttgart-Untertürkheim, mit Moritz
Wolf, Am Hohengeren 3, Adolf Wolf, Hölderlinstraße 12, und Max Wolf, Autobesitzer (!), wohnhaft Gartenstraße 44, Autogarage
Weimarstraße 25.
Von den genannten Millionären sind nur wenige in den gesellschaftlich
höchsten Kreisen, der „Museums-Gesellschaft", vertreten:
Kaulla, Pfeiffer, Steiner, Frank, Rosenfeld und Straus.
Reichtum verpflichtet, und es ist nicht nur die Sorge um die Erhaltung
der eigenen Familie oder der eigenen Religionsgemeinschaft, die zu
besonderen Stiftungen Anlaß gibt; der reiche Mitbürger sorgt
auch für den armen Mitbürger.
In der Stuttgarter Kriegschronik, die von der ungeheueren
Opferfreudigkeit der Bevölkerung berichtet, werden wiederholt
jüdische Mitbürger genannt:
.* Großes Aufsehen erregte es, als im Januar 1915 die Firma Wolf & Söhne einen ganzen Lazarettzug stiftete. König Wilhelm II. war von dieser wahrhaft fürstlichen Schenkung tief beeindruckt. Er fuhr eigens nach Untertürkheim, um den Zug zu besichtigen.
* November 1915. Die Fabrikanten Adolf
und Max Wolf in Untertürkheim überweisen
dem Kriegsministerium 5000 Mark zur Unterstützung württembergischer
Kriegsteilnehmer in außerordentlichen Notfällen.
* Februar 1916. Herr und Frau Fabrikant
Wolf stiften dem Kriegsministerium 20.000 Mark zur Unterstützung
erblindeter oder verstümmelter Krieger.
Wolf-Fabrikgebäude an der Mercedesstraße - südlich des
Daimler-Werks
|
Auf der Spur der jüdischen Geschichte
UNTERTüRKHEIM:
Stadtmuseum sucht Alltagsgegenstände für Ausstellung -
Erinnerungsstücke der Untertürkheimer Fabrikantenfamilie Wolf
Untertürkheimer Zeitung - 18.04.2016
- Von Alexander Müller
Seit mehr als 670 Jahren ist jüdisches Leben in Stuttgart
nachweisbar, „es ist aber nur sehr wenig darüber bekannt“, sagt Edith
Neumann vom Stadtmuseum. Bislang hat noch niemand die Historie
erforscht. Dabei sind die Spuren jüdischer Familien in vielen Orten noch
heute erkennbar. Doch das soll sich nun ändern. Das Stadtmuseum möchte
die Geschichte der Juden in Stuttgart mit all ihren Facetten bewahren.
Zusammen mit der israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs ruft
das Stadtmuseum dazu auf, Erinnerungsstücke, Dokumente und Fotografien
zu stiften, die Einblicke in die jüdische Geschichte Stuttgarts geben.
„Wichtig ist uns dabei, dass wir zu den persönlichen Gegenständen auch
die Geschichten bekommen“, sagt Neumann. Das jüdische Leben soll
bildlich gemacht werden und nicht anonym bleiben. „Wir wollen den
Schicksalen ein Gesicht geben“, erklärt Neumann.
Max Wolf - Stadtmuseum Stuttgart
Ein erster Schritt sind die Erinnerungsstücke aus dem Nachlass der
bekannten Textilfabrikanten-Familie Wolf aus Untertürkheim. Eine
Nachfahrin der ehemaligen Haushälterin Frida Hauff spendete dem
Stadtmuseum mehrere Erinnerungsstücke aus dem Ende des 19. und Anfang
des 20. Jahrhunderts. In erster Linie persönliche Gegenstände der
Familie von Max Wolf. Zusammen mit seinen Brüdern Adolf, Moritz und
Isidor übernahm er das Geschäft seines Vaters Wolf Wolf, des legendären
sogenannten „Lumpensammlers“, das dieser 1870 gründete. Mit viel
Geschick bauten sie dieses zu einem großen Unternehmen aus. Die Firma W.
Wolf & Soehne erwarb sich schon bald einen weltweiten Ruf als
Putzwoll- und Baumwollfabrikant. Bereits 1905 wurde der Hauptsitz nach
Untertürkheim verlegt. Die großen Fabrikhallen standen an der
Mercedesstraße südlich des Daimlerwerks, auf dem heutigen Werksgelände
des Automobilkonzerns. Bereits 1914 wies eine Auflistung über die
Stuttgarter Millionäre die Brüder als eine der reichsten Stuttgarter
aus. Das belegt auch eine Spende eines ganzen Lazarettzugs an das
Kriegsministerium im Januar 1915, was König Wilhelm II. dazu
veranlasste, eigens nach Untertürkheim zu fahren, um diesen zu
besichtigen. Erst die Machtergreifung der Nationalsozialisten beendete
die Erfolgsgeschichte der Unternehmerfamilie. Max Wolf floh mit seiner
Frau Betty 1935 in die Schweiz. Bis dahin und später auch in der Schweiz
war die Haushälterin Frida Hauff. Unter anderem auch in der Villa in
der Wagenburgstraße. „Wenngleich man heute im Zusammenhang mit der Villa
Wolf immer das Haus des Bruders am Killesberg meint“, weiß Neumann.
Eine weitere Villa stand am Kräherwald, in der heute die Waldorfschule
untergebracht ist.
Villa Wolf in der Wagenburgstraße - Stadtmuseum Stuttgart
Die Spenden aus dem persönlichen Besitz der Familie Max Wolf umfassen
unter anderem eine Fotografie der Villa in der Wagenburgstraße, von Max
Wolf sowie Gebetsmäntel (Tallit), Gebetsriemen (Teffilin) oder auch
typische Schriftkapseln, die an den Türpfosten befestigt werden
(Mesusor). Vom großen Reichtum zeugen zwei kleinere Notizbücher, in
denen Max Wolf säuberlich seine Spenden an jüdische Mitbürger eintrug,
eine Ehrenurkunde des jüdischen Schwesternwohnheimes für seine
wohltätigen Spenden sowie ein Koffer mit edlem Vorlegebesteck. Zudem
sind noch weitere typische Gebetsbücher sowie weitere Kultgegenstände
erhalten. Aus dem wahren Leben einer jüdischen Familie zeugt auch das
mit einem reich verzierten Umschlag versehenen Totengedenkbuch. „Es ist
eine von vielen Geschichten jüdischen Lebens in Stuttgart“, hofft
Neumann auf weitere Spenden.
Ob irgendwann eine Ausstellung im ab Herbst kommenden Jahres im
Wilhelmspalais öffnenden Stadtmuseum zu sehen sein wird, ist offen. „Es
ist auf jeden Fall das Ziel. Entscheidend ist aber, dass wir genügend
Ausstellungsstücke zusammen bekommen“, sagt Neumann - über die Spuren
der jüdischen Geschichte in Stuttgart.
|
Werkliste -Philipp Jakob Manz (1861-1936)
Industriearchitekt und Unternehmer
Philipp Jakob Manz war einer der wichtigsten und
einflussreichsten europäischen Industriearchitekten. Mit einer
Realisierung von 80 bis 100 Großprojekten pro Jahr zählte
er zu den produktivsten Architekten in Europa. Zu seinen wesentlichen
Verdiensten gehörte die konsequente Rationalisierung aller Baubereiche.
Fortschrittlich zu produzieren hieß für Manz, alle Arbeitsprozesse
auf ihre Ökonomie zu prüfen und zu optimieren. So erlangte
er den Ruf eines „Blitzarchitekten“, der das „Speedbuilding“ wie
kein anderer beherrschte.
Stuttgart-Untertürkheim/Baden-Württemberg
W. Wolf & Söhne
Kunstwollefabrik Werksneubau
Mercedesstr.
150, Nürburgstr., Keplerstr.
*Verwaltungsbau - 1904
*Kessel- und Maschinenhaus - 1904
*Pförtner- und Wohnhaus - 1904
*Reißerei - 1904
Alle Gebäude sind zerstört!
Literatur: KREUZBERGER, Gabriele: Fabrikbauten in Stuttgart. Ihre
Entwicklung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg,
(Diss.) Stuttgart 1993, S. 120 ff..
|