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Rudolf Uhlenhaut verleiht Mercedes Flügel

Folge 8 unserer Serie:
Der "Vater der Silberpfeile" war selbst ein begnadeter Rennfahrer und genialer Konstrukteur

PIONIERE DER ZEIT 100 JAHRE DAIMLERCHRYSLER-WERK UNTERTÜRKHEIM
Stuttgart - Das DaimlerChrysler-Werk Untertürkheim feiert 100-jähriges Bestehen. Es ist die Wiege des Automobils. Bahnbrechende Erfindungen von Gottlieb Daimler, Karl Benz und Wilhelm Maybach verhalfen dem Auto zum weltweiten Siegeszug. In der Folgezeit entwickelten geniale Tüftler und Konstrukteure der Marke Mercedes-Benz epochale Neuerungen. Diese Pioniere der Zeit stellen wir vor.
Untertürkheimer Zeitung vom 1.9.2004.

Heute: Rudolf Uhlenhaut.

Von Mathias Kuhn

Sein Name bringt heute noch die Augen älterer Mercedes-Mitarbeiter und Automobilkenner zum Leuchten: Rudolf Uhlenhaut. Er ist der Vater der Silberpfeile und des 300 SL-Flügeltürers, ein begnadeter Ingenieur, ein hervorragender Rennfahrer und vorbildlicher Vorgesetzter. Geboren wird der Sohn eines deutschen Bankdirektors und einer Engländerin 1906 in London. Seine Jugend erlebt er in Brüssel, Bremen und Berlin. Er studiert Maschinenbau und startet 1931 seine Karriere in der Versuchsabteilung bei Daimler-Benz. 1934 beginnt die Zeit der Rennsporterfolge der Silberpfeile. Doch 1936 wendet sich das Blatt. Die Mercedes-Benz Rennfahrer sehen meist die Auspuffenden von Alfa Romeo und Auto Union. Nun schlägt Uhlenhauts Stunde. Als neuer Technischer Leiter der Rennabteilung der Daimler-Benz AG, soll er die Boliden mit dem Stern wieder auf die Erfolgsspur bringen - und schafft dies auch. Tausende Kilometer sitzt er bei Versuchsfahrten selbst hinterm Steuer.

Vater der Silberpfeile hat Erfolg
So bekommt er ein Gefühl für die Mängel der Rennwagen und baut entscheidende Verbesserungen ein. Rudolf Caracciola wird 1937 wieder Europameister und holt sich 1938 erneut den Titel. Der Ausbruch des Krieges unterbricht die Serie der Rennsporterfolge. Im April 1949 wird Uhlenhaut zum Leiter der Abteilung Pkw-Versuch ernannt. Am 15. Juni 1951 fasst der Daimler-Benz-Vorstand den Entschluss, wieder auf die Rennstrecken der Welt zurückzukehren. Die Formel-1 erwartet jedoch eine Reglement-Änderung ab der Saison 1954. Erst dann will man einsteigen. In der Zwischenzeit soll ein Sportwagen entwickelt werden, der bei den Langstreckenrennen an die Erfolge der 30er-Jahre anknüpfen soll. Uhlenhaut nimmt den Serienmotor des Mercedes-Benz 300 und baut um ihn herum einen Rohrrahmen mit einer Aluminium-Karosserie. Der legendäre 300 SL Flügeltürer ist geboren. Er trägt die Mercedes-Piloten von einem Erfolg zum nächsten. Bei seinem ersten Auftritt bei der Mille Miglia 1952 überquert der 300 SL als Zweiter das Ziel. Zum Mythos wird das Coupé durch den grandiosen Doppelsieg bei der gefürchteten Carrera Panamericana in Mexiko im selben Jahr. Dreifache Triumphe in Bern, auf dem Nürburgring und ein Doppelsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans lassen den Stern des SL noch heller erstrahlen. An einen Einsatz im Straßenverkehr denken die Untertürkheimer zunächst nicht. Doch aus den USA meldet sich der Österreicher Maximilian (Maxi) Hoffman. Er will 1000 straßentaugliche Exemplare importieren.

Juwel auf Rädern wird zum Kult
Er überzeugt den Vorstand von seiner Idee und vor 50 Jahren erblickt bei der International Motor Sports Show in New York die erste Straßenversion der 300 SL (W198) und der kleinere offene 190 SL (W121) das Licht der Autowelt. Das Juwel auf Rädern erreicht eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Gekrönte Häupter und Stars schmücken sich mit dem Sportwagen. Er ist eine Hightech-Konstruktion. Uhlenhauts Ingenieure entwickeln einen Viertaktmotor mit Benzin-Direkteinspritzung, der es auf 215 PS bringt. Eine weitere Innovation ist Uhlenhauts Gitterrohrrahmen. Aus Stabilitätsgründen ist er beim Coupé an den Flanken hoch gezogen - herkömmliche Türen sind unmöglich, was zu einer sensationellen Neuerung führt: den Flügeltüren.

Parallel zu den Personenwagen entwickelt Uhlenhaut den neuen Formel-1-Boliden W 196, den Silberpfeil der Nachkriegszeit. Bei Testfahrten beweist er seine Klasse als Rennfahrer und unterbietet sogar Fangios Bestleistung. Die Teilnahme an einem Rennen bleibt ihm allerdings verwehrt. Zu groß ist dem Vorstand das Risiko, einen seiner fähigsten Köpfe zu verlieren. Auf schnelle Wagen muss er aber nicht verzichten. Unvergessen bleibt sein Dienstwagen, das mythenumwobene Uhlenhaut-Coupé. Mit 290 Stundenkilometern war es das schnellste Auto, das für öffentliche Straßen zugelassen war, entwickelt auf der Basis des 300 SLR. Den Respekt seiner Mitarbeiter und Fahrer gewinnt der Vater der Silberpfeile ohnehin. Mit "Benzin im Blut" lässt er es sich bei staubigen Rallyes nicht nehmen, für seine Fahrer eigenhändig am Auto zu schrauben.

W 196 S
Der Mercedes-Benz 300 SLR (W 196 S) dominiert die Straßenrennen im Jahr 1955. Hier das Fahrzeug
mit der Startnummer 722, auf dem das Team Stirling Moss/Denis Jenkinson die Mille Miglia gewannen.

Foto:Daimler Classic Archiv

Als Daimler-Benz 1955 aus dem Grand-Prix-Rennsport ausgestiegen war, kümmerte sich Uhlenhaut als Pkw-Entwicklungschef ausschließlich um die Autos für die Kunden. Er war mitverantwortlich für alle Baureihen bis zu der S-Klasse von 1972 (W116). Er nahm auch einen großen Einfluss auf einen Blickfang aus Sindelfingen, den 230 SL. Wegen seines spektakulären Dachaufbaus tauften ihn Automobilfans Pagode. Als Chef wurde er wegen seiner Fairness und Kompetenz von seinen Mitarbeitern hoch geschätzt und verehrt. 1972 wird Uhlenhaut pensioniert. 1989 stirbt er im Alter von 82 Jahren. Doch seine Genialität lebt in den SL-Modellen und im aktuellen Formel-1-Auto, dem Mercedes-Benz-SLR McLaren weiter und für die Mitarbeiter, die ihn als Chef und als Mensch erlebten, bleibt er unvergessen.

PIONIERE DER ZEIT

Aus Anlass des hundertjährigen Bestehens des DaimlerChrysler Werks Untertürkheim startet die Untertürkheimer Zeitung die zehnteilige Serie „Pioniere der Zeit". Festgemacht an den Tüftlern und Erfindern im Hause DaimlerChrysler lassen wir hundert Jahre Geschichte des Motorenwerks Revue passieren.

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