Ausgereifte Werkzeuge garantieren optimalen Guss |
Untertürkheimer
Zeitung 18.08.2006 |
SERIE: DER MOTOR - HERZ DES AUTOMOBILS |
Folge 5: Gieß- und Formwerkzeugbau als Bindeglied
zwischen Entwicklung und Produktion.
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Keine Innovation hat das Leben mehr revolutioniert
als das Automobil. Karl Benz und Gottlieb Daimler brachten
vor 120 Jahren unabhängig voneinander die ersten
Wagen zum Rollen. Der Mensch wurde beweglicher. Basis
für die Fortbewegung ist der Motor - das Herz
des Automobils. In unserer Serie verfolgen wir die
Meilensteine der Motorentwicklung und beobachten, wie
heute ein Motor entsteht.
Ausgereifte Werkzeuge garantieren
optimalen Guss
Als "Bindeglied zwischen der Motorenentwicklung
und Gießerei", sieht Norbert Grunenberg
die Arbeit der knapp 400 Mitarbeiter des
Gieß- und Formwerkzeugbaus. Ihre Arbeit
beginne allerdings nicht erst, wenn die Motorenentwickler
ein neues Aggregat zur Serienreife gebracht
haben. "Wir sind aus gutem Grund bereits
in die ersten Entwicklungsstufen involviert",
sagt der Leiter des Gieß- und Formwerkzeugbaus.
Schließlich müssen die Ideen der
Motorenentwickler später in der Serienproduktion,
also in der Gießerei und Schmiede,
problemlos umgesetzt werden können.
Grunenbergs Mitarbeiter überlegen, welches
Gießverfahren sich für das gewünschte
Aggregatbestandteil anbietet, wie die Oberfläche
beschaffen sein müsste, sie berechnen
die Gießparameter und fertigen die
notwendigen Form- und Gießwerkzeuge
für Prototypen an. Wie auch in der Motorenentwicklung
haben dazu Computer und die digitale Technik
in der Mettinger Abteilung Einzug gehalten.
Die digitale Fabrik ist hier bereits Wirklichkeit.
Auf der „3-D-Powerwall“ kann
der künftige Gießereivorgang plastisch
simuliert werden. Mit einer 3-D-Brille auf
der Nase können die Experten genau erkennen,
wo Probleme bei der Abkühlung oder beim
Fluss des glühenden Metalls auftreten
können und das Ergebnis zusammen mit
den Entwicklungskollegen schrittweise optimieren.
Doch nicht nur imaginäre, dreidimensionale
Bilder auf dem Bildschirm sondern auch real "begreifbare" Modelle
helfen. Mittels Gips- oder Sand-Printen werden
in der Abteilung handfeste Modelle eines
Zylinderkopfs oder eines anderen Autoteils
geformt.

Letztendlich
lösen Grunenbergs Fachleute
immer die knifflige Frage, wie die teilweise
Tonnen schweren Werkzeuge gestaltet sein
müssen, damit sie später in Serie
gehen können. Dazu entwickeln und fertigen
sie Prototypen. Im Erdgeschoss der Mettinger
Halle hängen riesige Kräne an der
Decke. Mit ihnen bewegen die Mitarbeiter
des Formenbaus die schweren Werkzeugteile.
Nach den Plänen der Konstrukteure einen
Stockwerk höher, bauen die Beschäftigten
die Gießerei-Werkzeuge zusammen. "Die
Daten erhalten sie allerdings ebenfalls nicht
mehr vom Papier, sondern können sie
aus dem Rechner holen und jederzeit kontrollieren",
sagt Grunenberg. 500 Werkzeuge pro Jahr werden
auf diese Weise neu produziert und zudem
werden etwa 4000 Werkzeuge aus dem Gießerei-Betrieb
wieder repariert. Schließlich wirken
unwahrscheinlich große Kräfte
auf die Teile. “Durch die Beherrschung
der kompletten Prozesskette quasi vom ersten
Bit bis zum fertig bearbeiteten Teil haben
wir hier ein einzigartiges Know-How“,
schwärmt Thomas Uhr, der Centerleiter
Gießerei und Schmiede über seine
Werkzeugbereiche. „Durch die eigene
Herstellung sind wir bei besonders anspruchsvollen
Teilen wesentlich schneller in der Abstimmung
vor Ort – hohe Qualität mit hoch
qualifizierten Fachleuten aus einer Hand
ist hier ein klarer Wettbewerbsvorteil",
unterstreicht Thomas Uhr die Vorteile.
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