Von Mathias Kuhn
In den 30er Jahren dominierten Mercedes-Benz Rennwagen
mit ihren Kompressormotoren das damalige Renngeschehen.
Der Ausbruch des Krieges, 1939, unterbrach aber jäh
die Arbeit an weiteren Innovationen in der Antriebstechnik.
Für Motorenforschung blieb während des Krieges
kaum Gelegenheit, die Produktion wurde schwieriger und
die Automobilwerke durch Bombenangriffe bis auf die Grundmauern
zerstört. Nach sechs fürchterlichen Kriegsjahren
mussten die Autobauer Wiederaufbau leisten und auf die
bekannten Motoren und Bauarten zurückgreifen. Wirtschaftlichkeit
und Sparsamkeit waren in den direkten Nachkriegsjahren
wichtige Tugenden der Autos.
Daimler-Benz knüpft
an den 2,6 Liter-Diesel-Personenwagen mit dem Vorkammerverfahren
- 1936 eine technische Sensation - an. Nach dem Krieg
gelang es sogar, einen noch kleineren Dieselmotor
für
den Pkw-Antrieb zu konstruieren, der im 170 D Anwendung
findet. Dieselautos gewannen an Bedeutung. Mit dem
wirtschaftlichen Aufschwung wuchs der Wunsch nach
repräsentativen,
leistungsfähigen Mittelklassefahrzeugen. 1954
machte eine technische Innovation die Autos spritziger.
Im Mercedes 300 SL tauchte der erste Viertaktmotor
mit einer direkten Benzineinspritzung auf.
Dr. Hans Scherenberg hatte dieses
aus dem Flugmotorenbau bekannte Prinzip vervollkommnet.
Der "Einspritzer" fand auch in Rennwagen von Daimler-Benz
Verwendung. Die Mercedes-Benz rasten von Erfolg zu Erfolg.
Legendär war der Doppelerfolg des neuen Stromlinien-Silberpfeils
beim ersten Einsatz während des Großen
Preises von Frankreich am 4. Juli 1954. Nach der
triumphalen Erprobung in den Rennautos hielt der
Benzineinspritzer in mehrere Personenwagenbaureihen
Einzug. 1968 stellte Daimler-Benz das erste Auto
mit Elektronischer Kraftstoffeinspritzung vor. In
den Sechziger Jahren konzentrierte sich die Forschung
ansonsten mehr auf die Sicherheit der Autos.
Einen neuen Weg bei der Suche nach alternativen
Antriebskonzepten für die Zukunft beschritt
Daimler-Benz mit dem von Felix Wankel erfundenen Kreiskolbenmotor.
Als Testfahrzeug für den Wankel-Motor wurde ein für die damalige
Zeit futuristisches, keilförmiges Coupé gebaut:
der legendäre C 111 wurde 1969 als die Sensation
auf der Frankfurter Automobilmesse gezeigt. Sein Dreischeiben-Wankelmotor
mit 280 PS beschleunigt das Auto in fünf Sekunden
auf 100 Stundenkilometer. Die Höchstgeschwindigkeit
lag bei 270 Stundenkilometern. Der serienmäßige
Einbau des grundlegend neuen Kreiskolbenmotors stand
kurz bevor, als die Ölkrise hereinbrach. Sie führte
zum Umdenken in Energie- und Umweltschutz-Fragen.
Die Ingenieure wandten sich wieder der Verbesserung
der Otto-Motoren zu und schafften mit der Präsentation
des Fünf-Zylinder-Dieselmotors eine weitere technische
Sensation. Zudem wird seit Jahren intensiv an alternativen
Antrieben und Treibstoffen geforscht. Nahe liegend ist
die Nutzung von Alkohol statt Benzin oder Dieselöl.
Seit 1981 fahren Mercedes-Benz-Omnibusse mit Methanolbetrieb
in Berlin, zudem sind etliche Mercedes-Benz-Personenwagen
mit Flüssiggas-Anlagen in der Welt unterwegs. Pionierarbeit
leistet DaimlerChrysler mit der Erforschung von Hybridspeichertechnik
und bei der Entwicklung von Brennstoffzellen. Dabei vergaßen
die Untertürkheimer Motorenentwickler nicht, die
bewährten Motoren zu optimieren. Common-Rail und
die Erfolge bei der Abgasverringerung durch die Katalysator-Technik
sind erfolgreiche Innovationen der "Tüftler-Enkel" von
Gottlieb Daimler und Karl Benz.