Zu
Beginn jeder neuen Motorengeneration stehen
Ideen der Ingenieure. Am Computer machen sie
ihre Gedanken sichtbar, "bauen" ihre Einzelinnovation
virtuell in den neuen Motor ein, verfeinern
im Team schrittweise die Neuentwicklung und
können nach einer gewissen Zeit diesen
digitalen Prototyp in rechnergesteuerten Simulationsdurchgängen
sogar Tests unterziehen. Erst mit der entscheidenden
Zustimmung zur Produktionstauglichkeit wird
der Startschuss für den seriennahen Versuchsbetrieb
gegeben.
Das neue Aggregat wird zum einen härtesten
Prüfungen unterzogen, zeitgleich werden
die Weichen für die mögliche Serienproduktion
gestellt - eine logistische Meisterleistung. "Die
technischen Beschreibungen über den Motor,
die bereits im Konzeptheft festgeschrieben
sind, werden detaillierter gefasst. Stückzahlen
festgelegt, wirtschaftliche Berechnungen angestellt,
Zeit- und Investitionspläne erstellt",
erzählt Leopold Mikulic.
Bereits in dieser
Phase muss der Leiter der Entwicklung Pkw-Motoren
und Triebstrang der Mercedes Car Group mit
einem Team von Fachleuten sich Gedanken über
die baulichen Anforderungen für die Produktion
einer neuen Motorengeneration machen. Zum Serienbeginn
muss nicht nur das Aggregat hundertprozentig
fit sein, sondern auch das Fabrikgebäude,
in dem das neue Herz des Automobils gebaut
wird, muss fertig gestellt und die geplanten
Produktionsprozesse intensivst auf Schwierigkeiten
gecheckt sein.
Der Bau des neuen V-Motorenwerks
Bad Cannstatt oder der Umbau des heutigen Reihenmotorenwerks
an der Benz-Straße waren Konsequenzen
von neuen oder weiterentwickelten Serienmotoren.
Doch nicht nur DaimlerChrysler muss auf den
Serienstart vorbereitet sein sondern auch die
Zulieferer. "Die Vernetzung mit unseren zumeist
langjährigen und verlässlichen Partnern
ist wichtig. Sie werden frühzeitig in
die Planungen eingebunden", so Mikulic. Immerhin
sind etwa 80 Lieferanten an der Produktion
eines Motors beteiligt. "Da ist es von Vorteil,
dass bedeutende Zulieferer wie Bosch, Eberspächer,
Behr und andere aus der Region stammen", betont
Mikulic. Ob für selbst erzeugte oder Zuliefererkomponenten
gilt: alle etwa 1000 Einzelteile des Motors
müssen zeitgerecht zum Serienstart verfügbar
sein.

Während Produktionsplanung und Produktionswerke
den Serienstart vorbereiten, unterziehen die
Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen den
Motor unterschiedlichsten Prüfungen. Das
Aggregat wird unter härtesten Bedingungen
auf Herz und Nieren geprüft - auf den
Motorenprüfständen im Werk und auf
Millionen von Straßenkilometern bei nordischer
Kälte und afrikanischer Hitze. Hinsichtlich
der Prüfstandsumfänge bietet das
neue Motorenhaus III den DaimlerChrysler-Ingenieuren
optimale Bedingungen. Die einmalige Prüffabrik
wurde vor zwei Jahren innerhalb des Untertürkheimer
Motorenwerks direkt am Neckarufer gebaut. Auf
drei Ebenen stehen jeweils 24 hochmoderne Prüfstände
zur Verfügung. Kalt bleiben die Aggregate
während der Checks keineswegs: im Gegenteil.
Bevor das neue Aggregat in Serie geht, hat
es mindestens 30 000 Stunden unter Dauerlaufbedingung
auf dem Prüfstand hinter sich. Die Ingenieure
können dort Extrembedingungen simulieren,
die in der Praxis selten auftreten werden.
Unter Prüfstandbedingungen können
sämtliche Motorendaten aufgezeichnet,
untersucht und analysiert werden. Selbstverständlich
werden dabei die Versuchsmotoren nach den Tests
auseinander genommen und die beanspruchten
Einzelteile untersucht. Prototypen werden auf
Herz und Nieren geprüft.
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