Bernd Dangelmaier - Jahrgang 1944 - wuchs in Untertürkheim auf und lebt jetzt in Rohrdorf bei Nagold
Von Schokoladenduft umschmeichelte Wohnblocksiedlung, je nachdem, wie der Wind über die Firma „ESZET“ wehte. Dort habe ich mich sehr oft rumgetrieben und mich von der Familie Gentner adoptieren
lassen. Es wohnten dort auch die meisten meiner Schulkameraden. In der Sattelstraße ganz oben Höckele
und Hägele, nach dem 1. Bunker Jürgen Heck und in den Bau mit dem Durchlass Ingrid Nixdorf.
Eine Straße tiefer, in der Fiechtnerstraße ging es los mit Hans-Peter Weber, Inge Leuchte, Dieter Hoffmann,
Roland Mattes, Rudi Fuchsberger. Am der folgenden Ecke dann jener Fahrradhändler Siegfried Hamann,
der auch einen tollen Märklinbaukasten hatte. Dann die Ecke an der Biklenstraße, Brigitte Geisler, ich
sehe mich heute noch zu später Stunde am Durchlass oben stehen. Am anderen Ende dieses Blockes hat
früher Christa Klein gewohnt, danach kommt die Wäscherei mit Heißmangel und Badeanstalt, die
Gerhard Gentner’s Vater zwischenzeitlich übernommen hatte. Hoffentlich gibt es keinen Ärger, wenn ich
heute gestehe, dort kostenlos gebadet zu haben.

Badeanstalt im Wallmer - Foto: Bauzeitung 1930
Gegenüber standen einige Bäume, auf welche wir so hoch kletterten, dass wir oben aus dem Wipfel
heraus schauen konnten. Im weiteren Verlauf der Straße wohnte nur noch der Pfadfinderhäuptling,
welcher jedoch sonst nichts mit uns zu tun hatte. In der Wallmerstraße, Eingang vom Innengarten,
Gerlinde Pflum und am Ende des Baues Ursula Keller und Hartmut Schäfer im Haus mit Vordereingang.
Zum folgenden Wohnblock fällt mir niemand ein, am Ende war der Laden, vor dessen Zeit eine
provisorische Holzbaracke oberhalb zwischen den Blöcken stand. Danach die 120 von Gentners und auf
der anderen Straßenseite Lothar Schmolke und vielleicht auch ein ?Werner? Grabow. Hinterm
Trockenplatz der Wäscherei Rosemarie Polenk, welche kein Straßenkind war und somit niemals mit uns
spielen durfte. Bei der Abschlussfeier in der Kirche wurde sie mit Lob namentlich erwähnt. Unten
gegenüber ESZET noch H.J. Bauknecht und in der Bahnarbeitersiedlung letztlich noch Ingrid Fetzer. Schade, dass sie nicht zu unseren wenigen Klassentreffen kam, wir hätten sicherlich ein interessantes
Thema gefunden.
Mein Weg ging die Ötztalerstraße runter. An der Mehlhandlung Leeger vorbei (dort gab es noch offenes
Mehl aus Kisten), dann die Kreuzung Oberstdorfer Straße mit Bäcker Rössler und Teppichhaus Dees.
Danach links die Kinderkrippe und rechts die Wilhelmsschule und an der Ecke Hindelanger Straße rechts
ein Lokal, schräg gegenüber der Konsum. Etwas weiter der Milchladen von Frau Eisele im Keller, auch
diese Pfandgeldquelle habe ich ab und zu diesbezüglich besucht, denn wir kauften die Milch nicht in der
Kanne, sondern in der braunen Flasche. Vorne die Schlotterbeckstraße hoch (links unterhalb der
Stubaierstraße wohnte ?Werner? Gassmann), linke Straßenseite erst die Schreinerei, danach die Gärten
der Gärtnerei. Ob es die Besenwirtschaft darunter damals schon gab, hat mich zu dieser Zeit noch nicht
interessiert.

Die evangelische Kirche rechts, war in der ersten Zeit auch noch nicht da. Oben an der Wallmerstraße
wieder runter. Ab der Abzweigung Fiechtnerstraße gab es links nur Schrebergärten. Von einem dieser
Fremdgärten habe ich mal zwei Hosenbeine voll „Rote Rüben“ mit nach Hause gebracht (Trainingshose,
unten mit Gummiband verschlossen). Dabei fällt mir noch der allgegenwärtige Feldschütz ein, er wohnte
mit seinem Schäferhund auch in der Wallmerstraße gegenüber der Kirche, beide waren gefürchtet. Ab der
Biklenstraße standen anfangs die Rohbauten der neuen Wohnblöcke, und auch gegenüber den Gärten
wurde ebenfalls gerade gebaut. Alle diese Baustellen waren in jedem Stadium ein toller Spielplatz.
Andere Spielplätze waren das Bombenloch (heute Gaststätte Wallmer) und die Ruine des alten
Konsums. Nicht zu vergessen, die beiden Bunker in der Sattelstraße, an den Armierungseisen konnte
man wunderbar hochklettern. Unten, im Knick der Biklenstraße gab es noch einen kleinen Laden
(?Kochendörfer?), wo wir uns Wundertüten, „Bubble Gumm“ und Blasrohre kaufen konnten. Eine
weitere Schusswaffe war ein kleines Röhrchen mit welchem man aus einer rohen Kartoffelscheibe die
Geschosse rausstanzen konnte.
Unsere Eroberungszüge gingen von hier aus in alle Richtungen. Unten bei der „Eszet“ war am
Rangierbahnhof ein Wachhäuschen von den Amis. Dort alberten wir mit den Soldaten herum und
bekamen immer wieder mal einen „Tschewinggum“. Oben drüber der Gittersteg. Hier standen wir
möglichst oft im Rauch der Rangierloks, und schauten, wie bergab rollende Waggons per Bremsschuh
abgefangen wurden und trotzdem noch mit „Schmackes“ auf die Stehenden aufprallten.
Auf der anderen Seite ging es auch zur „Prärie“ hinter dem Reissergelände. Dort konnten wir auf
Steinquadern und Bäumen klettern (und runter fallen) und entdeckten (zerstörten) die Erdhöhle einer
Pfadfindergruppe, der wir später beigetreten sind. Der „Kriegspfad“ am Bahndamm zum Daimler war
unser Revier um Höhlen zu bauen und Überfälle zu planen. Der „Schatz im Silbersee“ befand sich in
diversen Baggerseen, die sich drüben am Neckar befanden, oder in den Riesenpfützen Richtung
Neckarstadion, wo wir auch unsere Kaulquappen holten. Im Vereinsheim des dahinter liegenden
Polizeisportplatzes gab es eine Kegelbahn. Mit dem Aufstellen der Kegel und dem zurückrollen der
Kugeln konnte man hier auch sein Taschengeld aufbessern.
Eine Mutprobe war die Begehung des Tunnels im Steinbruch der Gipsfabrik hinter der Dietbachstraße.
Erst mal vorne in den Steinbruch runter und immer aufpassen, ob das Bähnle kommt. Dann durch den
ersten Tunnel und in einer Zwischengrube wieder ans Tageslicht. Danach wurde es wirklich unheimlich,
aber die ganz Mutigen waren so weit drin, dass sie die „Bergleute“ bei der Arbeit beobachten konnten.
Dort in der Nähe war auch einer der vielen Gärten von Oswalds. Mit Jürgen waren wir mal dort und
wollten wohl eine Agria starten. Dazu brauchte man aber Benzin und er wollte wohl mit dem Streichholz
in den Kanister schauen. Nach der Stichflamme hatte er keine Augenbrauen mehr, der Haaransatz war
etwas weiter hinten und vom Gesicht her war er eine echte „Rothaut“. Gerne erinnere ich mich auch an
andere Gartenbesuche im Dietbach (Kirschenernte) und zwischen Luginsland und Fellbach
(Erdbeerernte). Diese waren jedoch ungefährlich, wenn man von dem Bisschen E605 auf dem Obst absah.
Der Dietbach und ein Brunnen im Tal waren auch schöne Spielplätze. Hier war das Bauen von
Stauwehren wesentlich hygienischer als bei jenen Bauwerken im Gehrenwald (anderes Kapitel). Ich war
schon früh im Besitz eines „Luftpumprollers“ (vor der Radlerzeit) und erinnere mich an eine Heimfahrt
von dort, wo ich mindestens mit zwei Fahrgästen (Gerhard Gentner und Ingrid Nixdorf) unterwegs war. Es
könnte sogar noch jemand dabei gewesen sein. Das war halt noch belastbare Qualitätsarbeit.
Um noch mal auf die Pfadfinder zurück zu kommen. Wir hielten unsere Treffen später in der Gaststätte „Wallmer“ ab. Dort lehrte man uns „Wölflinge“ die Geschichte der Organisation und wie man ein
Halstuch durch einen Suppenknochen steckt. An den Ausflug zur Solitude-Rennstrecke erinnere ich mich
besonders gut. Dort wurde im Wald ein Zeltlager aufgebaut und in der Nacht bei Lagerfeuer Lieder
gesungen und Horrorgeschichten erzählt. Am nächsten Tag sahen wir dem Rennen zu und marschierten
anschließend wieder runter zur Straßenbahn in Heslach.