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Stuttgarter Zeitung, 22.08.1996

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

Heinrich Gauß: Der gebürtige Stuttgarter, Jahrgang 1858, war als "besoldeter Gemeinderat" im Rathaus tätig. Er brachte seine Heimatstadt wesentlich voran: Gauß, von Hause aus Rechtsanwalt, ließ Gas- und Elektrizitätswerke kaufen, baute das Netz der Straßenbahn aus und gab einen neuen Stadtbauplan in Auftrag. Außerdem beteiligte er die Stadt am Bau des Hoftheaters und des Kunstgebäudes. Wie seine Vorgänger ruinierte auch er seine Gesundheit und musste 1911 sein Amt aufgeben; er starb 1921.

Stuttgarts Oberbürgermeister (6): Heinrich von Gauß

Cannstatter und andere eingemeindet Gauß

Stuttgart hatte im 19. Jahrhundert offensichtlich großes Glück mit seinen Oberbürgermeistern. Ob Feuerlein oder Gutbrod, ob Sick, Hack oder Rümelin - stets bewarben sich die begabtesten Verwaltungsleute um das höchste Amt im Rathaus. Sie besaßen das Vertrauen der württembergischen Könige sowie die Verbindung zur Landespolitik. Alle hatten dem Landtag angehört, alle brachten die Verwaltung der Kommune voran, alle setzten sich mit ganzer Kraft für das Gemeinwesen ein. Dabei meisterten die fünf Stadtoberhäupter schwere Krisen und Herausforderungen: Notzeiten und Revolutionswirren, Kriegsfolgen und die geradezu explosionsartig einsetzende Industrialisierung.

Im letzten Jahr des alten Jahrhunderts starb Oberbürgermeister von Rümelin - am 19. Mai 1899 wurde Heinrich Gauß zu seinem Nachfolger gewählt. Am 7. März 1858 in Stuttgart geboren, war der Jurist als Rechtsanwalt tätig gewesen und 1894 von Rümelin als "besoldeter Gemeinderat", wie es damals hieß, ins Rathaus geholt worden.

Dieser Gauß kannte sich also bestens aus, das Führungsamt war ihm auf den Leib geschneidert. Die Chronisten stufen die Leistungen seiner Amtszeit sogar noch höher ein als die des ungemein fleissigen Friedrich von Hack. In der Ära Gauß, der 1905 das Ehrenkreuz der Württembergischen Krone erhielt und 1906 in den Landtag einzog, gab es Entscheidungen, die bis heute nachwirken.

Beispielsweise die Eingemeindungen 1901/1905
von Gaisburg (1901),
Cannstatt,
Untertürkheim und
Wangen.

Gauß
Das Stadtoberhaupt der Jahrhundertwende beeinflusste die Gemeindeordnung, gründete Wohnungsamt und Vermessungsamt, erwarb Gas- und Elektrizitätswerke, ließ das Netz der Straßenbahn ausbaün, beteiligte die Kommune am Bau des Hoftheaters und des Kunstgebäudes.

Gauß ordnete auch die innere Verwaltung neu und baute die Chefetage des Rathauses auf vier besoldete Gemeinderäte aus, die nichts anderes waren als die heutigen Ressortbürgermeister.

Als bahnbrechend gelten die von Gauß angeregten Arbeiten für einen neuen Stadtbauplan durch den hochbegabten Baumeister Theodor Fischer.

Nach den Erfahrungen des 19. Jahrhunderts mutet es keineswegs seltsam an, dass auch dieser Oberbürgermeister vorzeitig sein Amt aufgeben musste. Lag es an dem übermenschlichen Arbeitspensum oder den Schwächen der medizinischen Versorgung - auch Heinrich von Gauß musste, obwohl auf Lebenszeit gewählt, wegen eines Krebsleidens vorzeitig aufgeben: Am 1. April 1911 reichte er seinen Rücktritt ein, 63 Jahre alt. Eine Altersgrenze für kommunale Spitzenbeamte gab es damals noch nicht. Heinrich von Gauß starb zehn Jahre später, am 8. Dezember 1921. tom

Stuttgarter Zeitung, 11.02.1999

GERHARD RAFF: Oskar Nast, der letzte Schultes von Cannstatt

GERHARD RAFF Unser Kolumnist berichtet über Oskar Nast, den letzten Bürgermeister der selbständigen Oberamtstadt Cannstatt.

Cannstatt verdankt ihm viel Kritik an der Eingemeindung

Die alte Cannstatter behauptet voll Stolz, ihr Römersiedlung an dere Straßekreuzung von Paris nach Prag ond von dr Lombardei nach Flandern häb scho en dr Weltgschicht mitgmacht, da sei des Nesebachtal no Urwald ond Frischluftschneise gwä. Ond der übergscheite Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz aus Leipzig hat scho em 17. Jahrhondert vorgschlage, mr soll dui Hauptstadt aus Stuegert nach Cannstatt verlege mitsamt dr Universität von Dibenge. Ond wenn dr Herzog Friedrich Carl dem Leibniz gfolgt hätt, no könntet mr ons heut des ganze Gschieß om "Stuttgart 21" verspare, denn die Cannstatter hättet "in loco qui dicitur Condistat" nie so en Sackbahhof baut. Ond Stuegert, so hat's Cannstatts größter Sohn, dr Thaddäus Troll, emmer gsait, isch "der Wurmfortsatz von Cannstatt".

Vor 150 Jahr, am 13. Februar 1849, isch en Ludwigsburg der Oskar (von) Nast, der letzte Schultes von Cannstatt, uff d'Welt komme. Sei Vatter isch der Zollverwalter Albert Nast gwä, der hat gnueg Geld ghet, daß'r sein Jonge hat studiere lasse könne: Wirtschafts- ond Staatswisseschafte en Dibenge. Ond zwischedurch isch'r mit'm Moltke nach Frankreich ausmarschiert ond bei Champigny verwondet worde. Hat no nach dem gwonnene Siebzger Krieg voll fertigstudiert ond a paar Jahr als Amtmann en Heilbronn gschafft.

Ond em Januar 1881 ziegt's'n neckeruffwärts ond er wird "mit großer Mehrheit" zom Stadtschultheiß von Cannstatt gwählt. Des hat seinerzeit grad 16 000 Einwohner ghet "und war mit den öffentlichen Einrichtungen ziemlich zurückgeblieben", seit der Keenich Wilhelm I. gstorbe gwä isch. Der hat Cannstatt zom Weltbad gmacht ghet ond Schloß Rosestein ond d'Wilhelma baue lasse, aber sei Jonger, dr Keenich Karl, der isch lieber zom "Berger Adel" zoge.

Jetz der jonge Schultes Nast "war mit Eifer, Glück und Geschick bestrebt, das ihm anvertraute Gemeinwesen emporzubringen. Am Ende seiner Amtszeit betrug die Einwohnerzahl mehr als das Doppelte und die Stadt hatte sich weit entwickelt".

Die Cannstatter verdanket ihm ihr Wasserversorgung ond ihr Gasfabrik, die Steckdose ond d'Straßebahn, ihren Wochemarkt, dui König-Karls-Brück ond dui Martin-Luther-Kirch, Kaserne ond Frauearbeitsschuele, ond de Bahhof ond de Kursaal ond d'Stadtkirch hat'r ombaue lasse ond des Wilhelma-Theater hat'r wieder uffgmacht. Ond net vergesse, dr Gottlieb Daimler ond dr Wilhelm Maybach hend em Nast seim Cannstatt ihr Weltrevolutio agfange.

Außer uffm Rathaus isch'r au no für den Oberamtsbezirk Cannstatt em Landtag ghockt, von 1887 bis 1895 bei dene von dr Deutsche Partei. Ond vom Keenich hat'r des "von" verliehe kriegt, seit 1895 därf'r sich sogar "Oberbürgermeister" hoiße, ond anno 1904 danket ihm die Cannstatter für äll des Gschäft ond machet ihn zom Ehrebürger.

Ond des, obwohl er ("in den letzten Jahren viel leidend") des scheene Cannstatt am Necker dene imperialistische Stuegerter ausliefert, was ihm der Cannstatter Uradel jedefall au no en hondert Jahr net ganz verzeihe wird. "Viel verwickelt waren seine Geschäfte, als es galt, die Vereinigung Cannstatts mit Stuttgart zu fördern, in der Nast von Anfang an, nicht ohne lebhaften Widerspruch zu finden, die Voraussetzung für eine weitere Blüte Cannstatts erblickte."

Am 1. April 1905 werden Cannstatt, Ontertürkheim ond Wangen von de Stuegerter kassiert ond dr Nast arbeitslos. "Als die Eingemeindung für ihn das Ende seiner Tätigkeit brachte, da war seine Gesundheit bereits erschüttert und man hatte damals schon Schlimmes zu befürchten." Am Carlstag 1907 stirbt er ond wird uffm Steigfriedhof vergrabe. Ond die Stuegerter schreibet: "Cannstatt verliert mit ihm einen seiner trefflichsten Bürger, einen Ehrenbürger, der ihm seine beste Lebenskraft geopfert hat, der unablässig bemüht war, es zu einem blühenden Gemeinwesen zu machen."

Gemeinderat
Oskar von Nast (vorne 3. von rechts) und der letzte Gemeinderat von Cannstatt 1905

Stuttgarts Stadtoberhäupter im Wandel der Zeit

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