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Willi Bleicher und Stefan Jerzy Zweig - vor 60 Jahren befreit


Neues Deutschland vom 11.04.2005

Die Wunde im Herzen
Das »Buchenwaldkind« Stefan Jerzy Zweig in eigener Sache ZweigWilli Bleicher 1945

Von Gisela Karau

Ein lebender Romanheld zu sein, ist nicht jedermanns Sache. Stefan Jerzy Zweig, von seinem Vater Zacharias und den Ziehvätern Robert Siewert, Willi Bleicher (Foto rechts von 1945) und anderen Buchenwaldhäftlingen liebevoll Juschu genannt, hat es eher belastet als erfreut, dass Bruno Apitz ihn in den Mittelpunkt seines wunderbaren Buches »Nackt unter Wölfen« gerückt hat. Nach dem Erscheinen des Romans, der in alle Weltsprachen übersetzt wurde, gelang es einer Korrespondentin der »BZ am Abend«, die beiden einzigen Überlebenden der Familie Zweig ausfindig zu machen.

Juschus Mutter Helena und seine Schwester Sylwja starben in Auschwitz den Gastod. Vater und Sohn lebten seit 1949, nach einem Zwischenaufenthalt in der alten Heimat Krakau und ein paar Jahren in Frankreich, in Israel. Stefan Jerzy hatte dort das Gymnasium abgeschlossen und seinen Wehrdienst geleistet.

Dr. Zacharias Zweig, ein feinsinniger gebildeter Mann, war Rechtsanwalt und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im israelischen Finanzministerium. Ihm lag viel daran, mit den ehemaligen Häftlingen zusammenzutreffen, denen sein Junge das Überleben verdankte. Daher nahm er die Einladung, mit dem Sohn die DDR zu besuchen, gerne an. Stefan Jerzy aber trug eine tiefe Wunde im Herzen.

Der Dreiundzwanzigjährige wollte weder bedauert noch gerühmt und von niemandem vereinnahmt werden. Ich sehe ihn noch vor mir, wie er mit kritischer Miene als Ehrengast in allen möglichen Präsidien saß. Er fühlte sich nicht wohl im Licht der Öffentlichkeit, hatte oft eine sarkastische Bemerkung auf der Zunge, auch über die Gastgeber, die es von Herzen gut mit ihm meinten. Vielleicht war das eine Art von Notwehr gegen Mitleid, das er ablehnt wie alle Charaktermenschen. Nach einigem Widerstreben ergriff er dann aber doch die berufliche Chance, sich an der Filmhochschule in Babelsberg als Kameramann ausbilden zu lassen. In dieser Zeit heiratete er eine DDR-Bürgerin, mit der er zwei Söhne hat. Seinen Prüfungsfilm drehte er in Buchenwald.
»Tränen allein genügen nicht« nennt er das autobiografisches Buch, in dem er sich von der Seele schreiben wollte, was diese empfindliche Seele bedrückt hat. Es ist mit Zeichnungen, Grafiken, Collagen und Bildern ausgestattet und er bringt es im Selbstverlag in Wien heraus, wo er seit 1972 lebt.

Er hat beim Österreichischen Rundfunk ORF gearbeitet und ist nun, 64-jährig, Rentner. In der Einleitung erinnert er sich: »Als erstes Kleinkind durchschritt Stefan an der Hand des Vaters das Lagertor und als letztes verließ er mit ihm Buchenwald.«

Dem umfangreichen Werk, das im Internet unter http:/www.stefanjzweig.de nachzulesen ist, liegen Aufzeichnungen von Dr. Zacharias Zweig zu Grunde. Sie entstanden 1961 in Israel. Der Sohn hat das Buch dem 1972 verstorbenen Vater gewidmet, den eigenen Beitrag nennt er bescheiden »Epilog«.

Im Vorwort, das der Salzburger Heinz Strotzka, ehemaliger Vorsitzender der Konferenz für Geschichtsdidaktik, verfasst hat, bleibt nicht unerwähnt, dass der derzeitige Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Knigge, die Informationstafel an der ehemaligen Effektenkammer, in der Juschu versteckt gehalten wurde, entfernen ließ. Das war die Antwort des heutigen Herrn vom Ettersberg auf Stefan Jerzy Zweigs Interventionen gegen persönliche Angriffe und Unterstellungen.

»Die faktische Gleichsetzung der Opfer des Faschismus mit jenen Personen, die nach 1945 interniert wurden«, schreibt Heinz Strotzka, »muss verständlicherweise die erste Gruppe empören.« Er verweist darauf, dass unter den als Opfer des Stalinismus bezeichneten Inhaftierten nicht nur Unschuldige, der sowjetischen Besatzungsmacht Missliebige waren, sondern Kriegsverbrecher und NS-Funktionäre. Kritisch bewertet er die Totalitarismustheorie, die zwangsläufig zu einer falschen Analogie und zur Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen führe. »Auch die Diffamierung der kommunistischen Häftlinge als Stalinisten wird dieser Personengruppe nicht gerecht und löste unter den Betroffenen mehrfach heftige Proteste aus ... Das bösartige Krebsgeschwür des NS-Systems wird heute aber in der Präsentation in den Hintergrund gerückt und nur fragmentarisch dargestellt, und für junge Besucher sind dadurch die historischen Zusammenhänge schwer durchschaubar. Die vorliegende Dokumentation und der Lebensbericht von Stefan Jerzy Zweig und seiner Familie sind authentische Beweise für die Auswirkungen eines der ungeheuerlichsten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte. Sie legen aber auch Zeugnis von tiefer Menschlichkeit ab, die unter den unvorstellbaren Bedingungen zum Ausdruck kam.«

Das Buch soll heute (11.04.2005), zum 60. Jahrestag der Befreiung Buchenwalds, schon einmal in Israel vorgestellt werden und soll dann in den nächsten Wochen auch auf Deutsch gedruckt vorliegen. Ich wünsche mir sehr, dass es viele Leser findet, besonders in Deutschland, dessen historische Verantwortung für ein ungeliebtes Erbe mit tendenziösen Theorien hartnäckiger Geschichtsfälscher nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist.

www.stefanjzweig.de

"Tränen allein genügen nicht"
Eine Biographie und ein wenig mehr
von Stefan Jerzy Zweig
Anlässlich des 60. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald am 11. April erscheint im Frühjahr 2005 das Buch «Tränen allein genügen nicht» von Zacharias Zweig posthum und Stefan Jerzy Zweig, herausgegeben im Eigenverlag.

www.stefanjzweig.de

Aus WELT.de vom 9. April 2005

Das Kind von Buchenwald

Am 11. April 1945 wurde das KZ bei Weimar befreit:
Die Geschichte des Überlebens von Stefan Jerzy Zweig

von Ulrich Weinzierl

Stefan Jerzy Zweig

Stefan Jerzy Zweig 2005Man stelle sich vor: Im August 1944 wird ein dreieinhalbjähriger Junge an der Hand seines Vaters in das KZ Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar eingeliefert. Die Eltern, der Krakauer Rechtsanwalt Dr. Zacharias Zweig und seine Ehefrau Helena, hatten ihm den Namen Stefan Jerzy (Georg) gegeben.
Ein Akt der Rebellion gegen die Besatzer. Er sollte die Verbundenheit mit Polen und dem vom NS-Regime verfemten Autor Stefan Zweig demonstrieren, der bald darauf im brasilianischen Exil Selbstmord verübte. Stefan Jerzy hat schon das Krakauer Ghetto, die Lager Biezanow, Plaszow und Skarzysko-Kamienna und schließlich den Transport in Viehwaggons nach Buchenwald durchgemacht - und überstanden. Das Kind erhält die Häftlingsnummer 67509. Seine Personalkarte vermerkt unter anderem blondes Haar und eine Körpergröße von 97 cm. Der amtliche Grund für die Einweisung: "Polit Pole Jude". Möglicherweise die Eigenmächtigkeit eines Häftlings aus der Schreibstube, der die blutige KZ-Absurdität zu verhöhnen versuchte: Ein nicht einmal Vierjähriger als politischer Delinquent!

So etwas ist in Buchenwald bis dato jedenfalls nicht vorgekommen. Deutsche Kommunisten, allesamt "Arier", insbesondere der später als sozialdemokratischer Gewerkschaftsführer bundesweit bekannte Willi Bleicher und Robert Siewert, die "Vaterfigur aller Buchwälder", nehmen den Jungen unter den Augen der SS in ihre Obhut. Plötzlich hat er viele Väter. Stefan Jerzy, der Jüngste im KZ, muß unbedingt gerettet werden, er ist das Symbol des Überlebenswillens der Gemeinschaft. Es gelingt. Am 11. April 1945 erreichen US-Truppen Buchenwald, die Gefangenen sind frei. Stefan Jerzy und sein Vater verlassen als letzte, erst im Sommer 1945, das Lager, weil Dr. Zweig aufgrund seiner perfekten Zweisprachigkeit im "Internationalen Häftlingskomitee" als Übersetzer von Lebensläufen der ehemals Inhaftierten beschäftigt wird. Das Angebot, in die USA auszuwandern, lehnt Zacharias Zweig ab. Er will zuvor Gewißheit über das Schicksal seiner Nächsten haben - seiner Frau und seiner Tochter Sylwja - und kehrt nach Polen zurück. Dort erfährt er, daß sie, neben vielen anderen Verwandten, tot sind. Ermordet in Auschwitz. Drei seiner vier Brüder (Leon, Heinrich, Jakob) haben überlebt - in der Sowjetunion. Ignaz, der älteste, war als verwundeter Soldat im Ersten Weltkrieg in russische Gefangenschaft geraten, heiratete eine Krankenschwester und blieb im Lande. Der Lehrer und Schuldirektor ist 1936 dem stalinistischen Terror zum Opfer gefallen. Die übrigen Geschwister sind im September 1939, bei Hitlers Überfall auf Polen, ahnungslos in die UdSSR geflohen - und landeten im Archipel Gulag.

Apitz und Zweig
Bruno Apitz (l.) mit Stefan Jerzy Zweig
Photographie Buchenwald, 1964 DHM, Berlin F 66/1192

Zacharias Zweig wird von den Alliierten ein Einreisevisum nach Palästina erteilt, doch er läßt sich mit seinem Sohn in Südfrankreich nieder, wo seine Schwägerin wohnt. Stefan Jerzy ist an Lungentuberkulose erkrankt. Insgesamt drei Jahre verbringt der Bub - in Polen, in Grenoble und Menton - in Sanatorien. 1949 besteigen die beiden in Marseille das Schiff, das sie in ihre neue Heimat bringt: nach Israel. Dr. Zweig darf seinen Advokatenberuf nicht ausüben und wird Beamter des Finanzministeriums. Stefan Jerzy absolviert das Gymnasium und leistet seinen Militärdienst.

Inzwischen geschieht in Europa, was sein künftiges Leben entscheidend, sogar fatal beeinflussen wird. 1958 erscheint in der DDR der Roman "Nackt unter Wölfen" des einstigen Buchenwald-Häftlings Bruno Apitz. Ein nationaler Besteller mit Millionenauflage, und ein internationaler in zwei Dutzend Übersetzungen. Der Schriftsteller Apitz hat Stefan Jerzy Zweigs Rettung in sehr verfremdeter Form erzählt. Er hatte im KZ den Jungen nicht gekannt, lediglich von ihm gehört. Aus den Buchenwald-Akten hätte sich für den Romancier ein Faktengerüst ergeben, offenkundig hielt sich Apitz nicht daran. Denn in der epischen Fiktion ist Stefan Jerzys Vater tot, ein Pole, "Zacharias Jankowski", schmuggelt das Kind in einem Koffer ins Lager, wo es bis zuletzt versteckt wird. Zum Schluß taucht "das schreiende Bündel" wieder auf, in einer Apotheose vom Ende der KZ-Maschinerie: "Einer Nußschale gleich schaukelte das Kind über den wogenden Köpfen. Im Gestau quirlte es durch die Enge des Tores, und dann riß es der Strom auf seinen befreiten Wellen mit sich dahin, der nicht mehr zu halten war."

Romane sind in der Regel keine Tatsachenberichte, das macht ihr Wesen aus und konstituiert künstlerische Freiheit. Um die aber war es bekanntlich in der DDR schlecht bestellt. "Nackt unter Wölfen" entsprach den ideologischen Richtlinien der SED: Die Amerikaner werden in Zusammenhang mit der Buchenwald-Befreiung nicht einmal erwähnt.

Von all dem ahnen Vater und Sohn Zweig in Israel nicht das geringste. Sie wissen auch nicht, daß der Roman von der DEFA - mit Armin Müller-Stahl - verfilmt wird. Dr. Zweig hat mittlerweile, jeweils nach den Dienststunden, die authentische Geschichte von Stefan Jerzys Rettung für die Shoah-Gedenkstätte Yad Vashem zu Papier gebracht, wobei er vor allem die Rolle Willi Bleichers würdigt - eine "Liebeserklärung", sagt der Gerettete heute. Diese Aufzeichnungen erscheinen postum, 1987, in einem kleinen Frankfurter Verlag.

Bleicher und ZweigErst 1963 fanden DDR-Journalisten eine Spur von und zu Zacharias Zweig. Stefan Jerzy, der in Lyon studiert, liest - vom Vater informiert - "Nackt unter Wölfen" auf Französisch. Die Entdeckung des "Buchenwald-Kinds" ist naturgemäß ein Medienereignis, auch und gerade in der DDR. Es kommt zu Treffen mit Willi Bleicher, der 1967 auf dem Jerusalemer Zionsberg einen Baum auf der "Straße der Gerechten unter den Völkern" pflanzen wird, für welche Ehrung sich Zacharias Zweig immer eingesetzt hat. 1964 beginnt Stefan Jerzy Zweig, längst israelischer Staatsbürger, an der Filmhochschule Babelsberg seine Ausbildung zum Kameramann. Hinter der Übersiedlung nach Ost-Berlin steckt geheime Absicht: Nur aufgrund der Bekanntheit des "Buchenwald-Kinds" konnte dessen Onkel, der Philologe Heinrich (Henry) Zweig, Schwiegersohn des 1937 auf Stalins Geheiß erschossenen russischen Revolutionärs Leonid Serebriakov, zum 15jährigen Gründungsjubiläum der Deutschen Demokratischen Republik aus Moskau nach Berlin reisen. Die Begegnung der Brüder Zacharias und Heinrich Zweig nach einem Vierteljahrhundert verläuft indes unerwartet enttäuschend. Henry, völlig verängstigt und augenscheinlich einer Gehirnwäsche unterzogen, weist jeglichen Gedanken an eine Niederlassung in Israel weit von sich, empfiehlt statt dessen, sich den Kommunisten anzuschließen, und besteigt den Zug zurück in die Sowjetunion.

Stefan Jerzy Zweig heiratet in der DDR, wo auch sein erster Sohn geboren wird. Im Januar 1972 gelangt er gemeinsam mit Frau und Kind - letztere nur infolge einer Intervention von Robert Siewert - nach Österreich. Bis zu seiner Rente ist er als Kameramann für den ORF tätig.

Stefan Jerzy ZweigWas denkt und fühlt Stefan Jerzy Zweig 60 Jahre nach seiner Befreiung in Buchenwald? Erinnerungen an den KZ-Aufenthalt kann und will er nicht preisgeben, weil im frühkindlichen Alter Erlebtes von nachträglich Gelesenem und Erzähltem kaum zu trennen ist. Höchstens "Blitze" sind in seinem Kopf gespeichert, wie wenn man aus einem Sack heraus kurz das Licht erblickt. Das erste bewußte Gedächtnisbild zeigt ihn nach der Befreiung. Zwei amerikanische Soldaten führen das Kind durch den "Bunker", den weiland KZ-Arrest. In einer Zelle steht da ein SS-Mann, genau an jener Stelle, auf der jahrelang Nazi-Gefangene stehen mußten, den Henkerstrick um den Hals, und salutiert vor den Soldaten. In der letzten Zelle ist dann ein Mann, der Stefan Jerzy umarmt und unter Tränen küßt. Wer es war, weiß Stefan Zweig bis heute nicht.

Dafür weiß er anderes. Seit dem Zusammenbruch der DDR und der Wiedervereinigung werden kommunistische Buchenwald-Häftlinge, darunter seine Retter, pauschal als "Stalinisten" diffamiert. Und dagegen wehrt er sich. Am 11. April 2005 möchte er in einem Hotel am Toten Meer sein Buch "Tränen allein genügen nicht" präsentieren, das er im Eigenverlag publiziert (www.stefanjzweig.com).

Man stelle sich vor: 2003 veröffentlichte Hans Joachim Schädlich den politischen Roman "Anders" über deutsche Vergangenheitsfälscher und Opportunisten. Ein Erzählstrang behandelt, mit vollem Namen, das Schicksal von Stefan Jerzy Zweig in Buchenwald, parallel geschaltet mit dem des SS-Hauptsturmführers Hans Ernst Schneider, der als Germanist Hans Schwerte in der Bundesrepublik Universitätskarriere machte. Schädlich bemühte sich redlich, die antifaschistische "Legende" vom "Buchenwald-Kind" zu entlarven, indem er Apitz' romanhafte Darstellung durch die realistische von Zacharias Zweig und die Ergebnisse historischer Forschung zu korrigieren trachtet. Gewiß, Stefan Jerzy Zweig hat Buchenwald auch überlebt, weil sein Name auf den Deportationslisten nach Auschwitz gestrichen und durch denjenigen eines 16jährigen Romani ersetzt wurde. Die Preisfrage lautet nun: Wer trägt Schuld am Tod des Zigeunerjungen? Der vierjährige Stefan Jerzy Zweig, wie im Buch implizit angedeutet und von fast sämtlichen Rezensenten des Bandes bekräftigt wird? Seine Retter oder vielleicht doch das nazistische Vernichtungssystem und dessen Gehilfen und Schergen, die unerbittlich die Erfüllung der Leichenquote "unwerten Lebens" forderten? Die Antwort auf solch obszöne Frage sollte auf der Hand liegen.

Foto Stefan Jerzy Zweig und Artikel erschienen am Sa, 9. April 2005
© WELT.de 1995 – 2005

Göppingen: Gedenkfeier der IG Metall Baden Württemberg
zum 25. Todestag von Willi Bleicher am 23. Juni 2006 -
»Ein ergreifender Moment«

Bleicher
V.l.: Stefan Jerzy Zweig, Anneliese Bleicher, Bleichers Tochter Ingeborg - Foto: Giacinto Carlucci

Zum Schluss geht Stefan Jerzy Zweig (65) ans Mikrophon und singt für Willi Bleicher »Les feuilles mortes«, einen Chanson von Yves Montand. Er singt für den Mann, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass er als dreieinhalbjähriges Kind das KZ Buchenwald überlebt hat. Und er singt für Bleichers Witwe Anneliese das Lied »Ajiddische Mame «.

So ging die Gedenkveranstaltung der IG Metall Göppingen zum 25.Todestag des früheren IG Metall-Chefs in Baden- Württemberg zu Ende. »Ein ergreifender Moment«, sagt ein junger Teilnehmer der Feier in der Maschinenbaufirma Schuler anschließend.

Es waren zwei Lieder, »die Traurigkeit und Lebensfreude ausdrücken, Melancholie und Humor«, berichtet Thomas Durchdenwald in der Stuttgarter Zeitung. Zweig hatte über sein Leben in und nach Buchenwald berichtet und über Willi Bleicher, den er 1964 in Stuttgart wieder getroffen hat. Gerne wäre Zweig 1981 zu Bleichers Beerdigung gekommen, doch die Nachricht hatte den Kameramann zu spät erreicht. So besuchte er zum 25. Todestag erstmals das Grab des Mannes,den er wie seinen zweiten Vater verehrt.

Infos über Zweig und sein Buch »Tränen allein genügen nicht« unter www.stefanjzweig.de.

Quelle: IGM - metall 9/2006 http://www.bw.igm.de/news/ - Suchen nach: 9/2006

WILLI BLEICHER - ein schwäbischer Dickschädel

Bleicher

Ein Filmportrait zum 100. Geburtstag - Uraufführung-
Sonntag, 28.10.07 11:00 Uhr T2
Theaterhaus Stuttgart (Pragsattel)
SteinkühlerZweig
Franz Steinkühler und Stefan Jerzy Zweig im Theaterhaus - Fotos: Enslin

Widerstandkämpfer, schwäbischer Dickschädel, Arbeiterführer der jungen Bundesrepublik: Das ist Willi Bleicher, am 27. Oktober vor 100 Jahren in Stuttgart geboren ist.

Die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel hat ihn früh geehrt für seinen Einsatz als KZ-Häftling für Stefan Jerzy Zweig, das “Kind von Buchenwald³. Der Drei-jährige hätte das Lager ohne Bleicher kaum überlebt.

Hermann G. Abmayr hat über “den schwäbischen Oskar Schindler³ein Film-Porträt gemacht. Dem Stuttgarter Journalisten und Filmemacher war bereits mit seiner Bleicher-Biographie “ein packendes Porträt gelungen: erfrischend unprätentiös im Stil, fesselnd dank seiner geradlinigen Offenheit" (Stuttgarter Zeitung).

Zur Uraufführung seines Bleicher-Films kommen Stefan Jerzy Zweig und Franz Steinkühler, Bleichers Nachfolger als Leiter der IG Metall in Baden-Württemberg.

Eine Veranstaltung der AnStifter und der IG Metall Region Stuttgart

Nach dem Film Diskussion; anschließend Gelegenheit zum Mittagessen im Naturfreundehaus Steinbergle, Stresemannstraße 8

5,-/ erm.: 3,- zzgl. Geb.

Karten nur an der Theaterhauskasse!

Willi Bleicher: Kämpfer „für eine gerechtere Welt für Arbeiter“

27.10.2007 Untertürkheimer Zeitung

BAD CANNSTATT: Der Widerstandskämpfer und legendäre Gewerkschaftsführer hätte heute seinen 100. Geburtstag

(mk) - Vielen Gewerkschaftern der heutigen Generation ist Will Bleicher namentlich bekannt. Schließlich wurde nach ihm die Straße vor dem Gewerkschaftshaus benannt. Doch welch charimsatischer Arbeiterführer er war und welch bewegendes Leben der gebürtige Cannstatter hinter sich hatte, wissen nur noch wenige. Heute würde der legendäre Arbeiterführer seinen 100. Geburtstag feiern.

Er wurde am 27. Oktober 1907 in Cannstatt geboren. Sein Vater arbeitete als Schlosser bei der Daimler-Motorengesellschaft und musste mit seinem Lohn eine Familie mit acht Kindern ernähren. Sein Sohn Willi begann nicht beim „Daimler“. Er macht eine Bäckerlehre. Innerhalb des Kommunistischen Jugendverbandes gewann Bleicher früh - auch durch seine rhetorische Begabung - an Bedeutung.

1929 trat er dem oppositionellen Lager innerhalb der Kommunisten bei, die entgegen der von Moskau gesteuerten Meinung sich für die Einheitsfront der Arbeiterparteien SPD und KPD eintrat. Nach Hitlers Machtergreifung musste der Kommunist ins Ausland flüchten. Trotz der Gefahr durch das NS-Terrorregime kam er nach Stuttgart zurück.

1934 wurde er verhaftet. Ein elf Jahr andauernder, unmenschlicher Leidensweg begann. Er kam 1938 ins Konzentrationslager Buchenwald. Doch der ewige Kämpfer ließ sich durch die Nazis nicht unterkriegen, organisierte Häftlingsrevolten, bewies Menschlichkeit. Des öfteren rettete er Mithäftlinge. Berühmt ist die Rettung des dreijährigen jüdischen Jungen Jerzy Zweig. Diese Geschichte findet sich im 1958 entstanden Roman „Nackt unter Wölfen“, die später sogar verfilmt wurde.

Für diese Leistungen durfte Bleicher in Jerusalem auf dem „Berg des Gedenkens“ ein Bäumchen pflanzen - eine Ehre, die wenigen Deutschen zuteil wurde. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes wurde Bleicher befreit. Sein Kampf „für eine bessere und gerechtere Welt für die Arbeiter“ ging weiter. In Untertürkheim gehörte der in Luginsland lebende Bleicher dem von der US-Militärregierung eingesetzten Arbeitsausschuss an.

Ab 1948 war er hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär und wurde von 1959 bis 1972 Bezirksleiter der einflussreichen IG Metall Nordbaden-Nordwürttemberg. Seine „flammenden Reden“ klingen Gewerkschaftsmitgliedern, die ihn erlebten, noch in den Ohren. Oft als „Klassenkämpfer“ verschrieen, schätzten seine Kontrahenten seine Geradlinigkeit.

1979 verlieh ihm Manfred Rommel die Bürgermedaille der Stadt. „In Willi Bleicher verbindet sich das Charisma des Arbeiterführers mit der Vernunft des Sachkundigen und der Menschlichkeit dessen, der mehr Unmenschlichkeit ertragen musste als andere“, meinte Rommel. Bleicher starb am 23. Juni 1981.

Anlässlich seines Geburtstag wird morgen um 11 Uhr der von Hermann G. Abmayr gedrehte Film über sein Leben im Theaterhaus uraufgeführt.

DVD
DVD zum Film

Willi Bleicher: Widerstandskämpfer und Arbeiterführer
- Wer nicht kämpft, hat schon verloren


ein Filmportait von Hermann G. Abmayr,
60 min,
BR Deutschland 2007

DVD plus 12 Stunden Audio-Dokumentation:
Der Aufrechte Gang

20,00 EUR

Kontakt: Willi-Bleicher-Film@t-online.de

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