28. August 1992: Der neue Karl-Benz-Platz in Untertürkheim
Stuttgarter Zeitung, 29.08.1992
Der umgebaute Karl-Benz-Platz in Untertürkheim ist gestern seiner
Bestimmung übergeben worden - Alte Verkehrsdrehscheibe strahlt
in einem neuem Glanz
Baumaßnahmen kosten 32 Millionen Mark - Gestaltung der Grünflächen
dauert bis Frühsommer 1993
"Heute ist ein großes Fest mit allem, was dazugehört", intonierte
der Schülerchor der Linden-Realschule und formulierte damit das
Wort zum Tage. Denn in der Tat gab es gestern in Untertürkheim Grund
zu feiern: Der Karl-Benz-Platz mit seiner neuen Verkehrsführung
wurde nach dreieinhalbjähriger Bauzeit offiziell seiner Bestimmung übergeben.
Oberbürgermeister Manfred Rommel betonte in seiner Ansprache im
eigens aufgebauten Festzelt, daß er froh sei, einst die Entscheidung
für den Umbau dieser wichtigen Verkehrsdrehscheibe forciert zu haben.
Für den Stadtbezirk sei der neue alte Platz auf jeden Fall "ein
Gewinn", so auch Bezirksvorsteher Klaus Eggert am Rande der Veranstaltung.
Als Erinnerung an diesen besonderen Tag pflanzte Rommel mit tatkräftiger
Unterstützung von Regierungspräsident Udo Andriof und Bundesbahnpräsident
Peter Schnell vor rund 200 Gästen einen Baum. Die Feierlichkeiten
dauern das Wochenende über an.
Bunkereingang - Skateranlage - Fotos:Enslin
Dem Karl-Benz-Platz kommt in Untertürkheim wegen seiner Lage eine
wichtige Bedeutung zu. Einmal überqueren diesen Verkehrsknoten
täglich rund 40.000 Fahrzeuge. Für den öffentlichen Nahverkehr
- S-Bahn, Bus, Stadt- und Straßenbahn - ist der Platz ein idealer
Umsteigepunkt. Und zudem frequentieren viele Fußgänger, die
zwischen den umliegenden Einrichtungen pendeln, die jetzt neu gestaltete
Fläche. Sie stellt eine Verbindung dar zwischen dem Untertürkheimer
Bahnhof, Stadt- und Inselbad, Mercedes-Benz und Lindenschulzentrum.
Der Platz wird von zwei, zusammen fast einen halben Kilometer langen
Brücken überspannt, die es auch Behinderten ermöglichen
sollen, ihre Ziele zu erreichen. Unter Verwendung neuester Technologien
entstanden "filigrane Stege", wie Rommel findet. Filigran in dem Sinne, "daß sie
aussehen, als würden sie nicht halten - aber sie halten doch". Um
Fußgänger und Benutzer von Bussen und Bahnen weitestgehend
vom Autoverkehr abzuschotten, wurde dieser am Rande des Areals auf einer
durchgehend vierspurigen Trasse gebündelt. Die eigentliche Bewährungsprobe
für die neue Verkehrsführung steht freilich erst an, wenn die
Bundesstraße 312 in Betrieb gehen wird.
Bei der Neugestaltung des Karl-Benz-Platzes handelte es sich um eine "komplexe
Planungsaufgabe", da die Realisierung des 20 Millionen Mark teuren Projekts "unter
Aufrechterhaltung des Verkehrs" und damit unter "erschwerten Bedingungen" erfolgen
mußte. Darauf wies der Bauingenieur Jörg Peter hin. Bereits
vor sechs Jahren war mit den Planungen, vor drei Jahren mit den Bauarbeiten
begonnen worden, die schließlich in 50 verschiedenen Bauabschnitten
erledigt wurden. Allein 10000 Meter Kabel mußten verlegt und 24000
Quadratmeter Fahrbahn neu gebaut werden. Die Parkplatzflächen, die
früher inmitten der Verkehrsdrehscheibe lagen, sind verschwunden;
dafür wurden 50 Bäume neu gepflanzt. Und auch für Veranstaltungen
der Untertürkheimer Bürgerschaft kann der Platz künftig
genutzt werden; Strom- und Wasseranschlüsse sind jedenfalls vorhanden.
Das Verkehrsbauwerk wurde gestern offiziell freigegeben. Doch die eigentliche
Gestaltung des Karl-Benz-Platzes, vor allem der Grünflächen,
wird noch bis Frühsommer 1993 dauern. Bis dahin wird denn auch die
volle Bausumme in Höhe von 32 Millionen Mark verbraucht sein. Geplant
ist auch, den von der Südseite her wenig attraktiven Untertürkheimer
Bahnhof aufzuwerten und vor allem die tristen Bahnunterführungen
neu zu gestalten. Für das Gesamtensemble gilt erst dann, was der
Linden-Schulchor gestern schon sang: "Echt elephantastisch, einfach
bombastisch." wö
Die neue Verkehrsführung am Karl-Benz-Platz (2) in Untertürkheim:
Der Autoverkehr wurde im südlichen Bereich gebündelt (5 und
8), so daß die Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs ihre
S-Bahn-Haltestelle am Bahnhof Untertürkheim (1) sowie die Stadtbahn-
bzw. Straßenbahn- (3 und 9) und Bus-Haltestellen (4) ungestört
erreichen können. Die filigranen Fußgängerstege (6 und
10) sollen es auch Behinderten ermöglichen auf die andere Seite,
etwa zum Inselbad (7), zu gelangen. Zeichnung: Schreiber + Partner