Die Neckarbrücken Untertürkheims
Bis 1852 gab es in Untertürkheim nur hölzerne
Brücken,
die oft bei den Neckarhochwässern beschädigt wurden.
Pläne für eine
neue Steinbrücke für Untertürkheim von 1622
erstellt von Heinrich Schickhardt, Architekt und Ingenieur
<<mehr Details hier
>>
Die Neckarbrücken standen bis zur Neckarverlegung
1923 in der Verlängerung der "Lange Straße" - der
heutigen Großglocknerstraße - bis zur Lindenschule auf der
anderen Neckarseite.
Die erste Stahlbrücke Württembergs von 1852 in Untertürkheim
bis 1923
Untertürkheims Neckarpromenade um 1910
Postkarte von 1905
Ansichtskarte von 1916 mit alter Stahlbrücke vor der Umlegung
des Neckars
Das Ende der alten Stahlbrücke nach der Neckarverlegung 1929
Brückenbau in Untertürkheim 1922
Die neue Neckarbrücke 1936 beim Inselbad
|
aus der Untertürkheimer Zeitung
vom 8.8.2002
Alte Inselbrücke wurde am Kriegsende gesprengt
Dritter Teil der Serie - Im Zuge der Flussumlegung
wurde 1923 die Neckarbrücke zwischen Untertürkheim und Wangen
samt Wehranlage erbaut
Untertürkheim (mk) - Sie bilden wichtige
Verbindungen in die Stuttgarter Innenstadt und die anderen Stadtteile,
die Brücken. In unserer Serie "Die Neckarbrücken"
stellen wir ihre Geschichte und Entwicklung vor, einschließlich
die Brücken der Oberen Neckarvororte. Heute geht es um die Untertürkheimer
Inselbrücke.
Im Stadtplan wird sie als
Untertürkheimer Brücke geführt, Bürger nennen sie
jedoch "Inselbrücke", weil sie in die
Inselstraße mündet. Obwohl die Neckarbrücke
erst 1923/24 erbaut wurde, weist sie eine wechselvolle Geschichte
auf.
"Bis 1924 grenzte das Untertürkheimer Lindenschulviertel direkt
an Wangen und über die alte Untertürkheimer Stahlbrücke
etwa auf Höhe der heutigen Kreuzung Mettinger/Großglocknerstraße
war der Ortskern mit dem Lindenschulviertel verbunden", erinnert
Ortschronist Eberhard Hahn daran, dass der Neckar bis 1924 nicht in
seinem heutigen Bett floss. Er trennte den Ort in zwei Teile. Als dann
der neue Neckarkanal gebaut wurde, bekam Untertürkheim eine für
die damalige Zeit moderne Wehranlage sowie die neue Neckarbrücke
oberhalb des Inselbads.
Im Februar 1929 musste
das Bauwerk seine erste große Bewährungsprobe überstehen.
Riesige Eisschollen stauten sich im frostigen Winter vor der Wehranlage.
"Wegen der modernen Fallwehranlagen nahm die solide Neckarbrücke
bei diesem Jahrhunderteisgang nicht den geringsten Schaden", vermeldet
ein Chronist aus jener Zeit.
|
Neckareis 1928/1929 in Stuttgart
aus
der Stuttgarter Zeitung
http://www.von-zeit-zu-zeit.de/index.php?template=thema&theme_id=112
Der Winter 1928/29 ging als einer der kältesten in die Geschichte
Stuttgarts ein. Bis Anfang Februar 1929 war der Neckar völlig zugefroren.
Das Eis zog hunderte von Spaziergängern an; da der Fluss meterdick
gefroren war, konnten die Stuttgarter gefahrlos darauf flanieren. Als
dann am 20. Februar 1929 das lang ersehnte Tauwetter kam, musste das
gewaltige Eis gesprengt werden, um schlimmere Schäden vor allem
an den Wehren vorzubeugen. Waltraut Lücke hat das Neckareis als
Schulkind miterlebt.
Von Christine Pander
Kalt war er, eiskalt. Im Winter 1928/29 gingen den Menschen schnell
die Superlative aus für das, was da vor ihrer Haustüre geschah:
Berge voller Schnee vor den Haustüren, komplett vereiste Straßen
und meterdickes Eis auf dem Neckar.
Gefreut haben sich über das Naturschauspiel nur die Kinder. „Für
uns war das wirklich prima“, erinnert sich Waltraut Lücke.
„Wir hatten eine tolle Rutschbahn.“ Die damals Achtjährige
kann sich noch an einen bewährten Trick gegen das heimtückische
Eis auf dem Schulweg erinnern. „Wir haben damals Socken über
unsere Schuhe gezogen, damit wir nicht so gerutscht sind“, sagt
sie. Davon, dass sich die Eltern mehr und mehr über die schwindenden
Brennholzvorräte sorgten, hat sie damals wenig mitbekommen.
Aber wie sehr sie gefroren hat auf dem Schulweg von Stammheim nach Zuffenhausen,
daran kann sie sich noch gut erinnern. Eine dreiviertel Stunde Fußmarsch
vor Schulbeginn lag täglich vor ihr. „Und wenn ich angekommen
bin, musste ich erst meine Hände über dem Ofen auftauen. Ich
hätte in der Schule keinen Stift halten können.“ Abends
ging es dieselbe Strecke zurück. Der dünne Mantel, den sie
damals trug, hielt die Kälte kaum ab. „Und dabei hatte ich
es ja noch gut – andere Kinder hatten nur ein Westle an“,
erzählt Waltraut Lücke.
An den Wochenenden sind die Schulkameraden zum Neckar gepilgert, um
sich die Eisschollen anzuschauen.
Waltraut Lücke hat das Spektakel nicht gesehen. „Von Stammheim
aus wäre das eine halbe Weltreise gewesen“, sagt sie.
|
2. Weltkrieg
Bis auf die Grundmauern zerstört wurde die steinerne Verbindung über
den schwäbischen Strom jedoch in den letzten Kriegstagen 1945.
"Als die Amerikaner anrückten, zündete das deutsche
Militär einen Sprengsatz", erinnert sich Hahn. Ein Holzsteg
blieb monatelang die einzige Fußverbindung von Wangen nach Untertürkheim.
"Wenn das Neckarwasser nicht tief war, konnten wir Jugendliche
auch durchs Flussbett laufen. Die Bürger nutzten eine Fähre,
die auf Höhe des Inselbads in Betrieb war", erzählt Hahn.
1948 machten sich Bauarbeiter daran, die Inselbrücke wieder zu
errichten und " 1957, im Zuge des Baus des Stuttgarter Hafens und
der heutigen Bundesstraße 10 wurde die Brücke auf der Wangener
Seite verlängert", berichtet Alfred Herold vom Tiefbauamt
von der Historie der neuen Brücke. Die eigentliche Neckarbrücke,
die also nur den Fluss überspannt, misst 116 Meter Länge.
Untertürkheimer Notbrücke aus Stahl 1948 - mit Straßenbahngleis
|
"Brücka-Eiweihung
am 8. September 1950"
Dui Bruck isch jetzt eigweiht on dr Weg isch jetzt frei,
a herzlichs Willkomma onser erschts Wort dorom sei.
A herzlichs Willkomma auch von dr andera Seit,
mr send wieder verbonda, ond des isch a Freud.
Ganz besonders begrüsset onsern Oberbürgermeister wir,
erst heut wär er ganz onser, so könnt mr moine schier,
weil durch dui nui Brück do ons nex me von am trennt,
ond er jetzt ufs bequemste dr Weg zu ons fend.
Mr grüsset au dia Herrea, dia mit ehm komma send
ond danket für alle Mühe, dia se für dui Brück ufgwend
hend.
Mr hanget wieder zamma mit onsrer liaba Stadt, wias Kend,
des wo sai Muader wieder gfonda hat.
Mr grüsset älle Stuageter ond ladet herzlich ei,
kommet wieder raus, wia früher zom a guata Schöpple Wai.
Mr machet a Gegabsüchle ganz gern au en dr Stadt
ond gugat was do Schönes ond guts zom kaufa hat.
Ond jetzt, ihr werte Herra, kommet se rüber no
uf'd Sonnaseit vom Neckar, wo's heiter isch ond froh.
Do stehn dia grosse Fässer, do wohnet rechte Leut,
dia Schwobaherza schlaget treu wia en alter Zeit.
Ond i ben als Botschafter aus dem gelobta Land
mit seine Köstlichkeita zom Fest do her gesandt.
Dr Wai mög wohl bekomma, dr Strauss mög macha Freud,
Gott schütze onser Ländle, jetzt ond en aller Zeit.
Wiedergabe des Orglnaltextes anlässlich
der
Wiederinbetriebnahme der Neckarbrücke zwischen
Untertürkheim und Wangen, am 8. September 1950.
Sie wurde im Zweiten Weltkrieg durch eine Sprengladung zerstört
und musste teilweise wieder neu erstellt werden.
Abschrift Eberhard Hahn
|
Beinahe so spektakulär wie der Jahrhunderteisgang
waren für Technikinteressierte 1971 Ausbesserungsarbeiten
an der Pfeilern. Der wilde Fluss hatte den Wehrboden teilweise ausgespült.
"Sogar Froschmänner tauchten ins Wasser, um die Schäden zu
beheben", so Hahn.
Mit dem Vorstoß der breiteren Stadtbahnen auch
in die Oberen Neckarvororte erfuhr die Inselbrücke ihre bislang letzte
Veränderung. "Sowohl die eigentliche Neckarbrücke als auch
die Brücke über die B10 wurden 1994 aufwändig
verbreitert und waren deswegen teilweise gesperrt", so Herold. -
07.08.2002
Die Neckarbrücke 2004 -
Foto: Enslin |
|
aus der Untertürkheimer Zeitung vom 15.8.2002
Vater des Neckarkanals gibt Brückenbauwerk den Namen
Fünfter Teil der Serie: Otto-Konz-Brücken stellen seit 1961
Verbindung in Stuttgarter Hafen her - 1988 erfolgte Erweiterung zum
Bruckwiesenweg
Von Mathias Kuhn
Wangen - Sie bilden wichtige Verbindungen in die Stuttgarter Innenstadt
und andere Stadtteile, die Brücken. In unserer Serie "Die Neckarbrücken"
stellen wir ihre Geschichte und Entwicklung vor, einschließlich die
Brücken der Oberen Neckarvororte.
Heute geht es um die Otto-Konz-Brücken.
Als Otto Konz, der langjährige Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion
Stuttgart, am 31. März 1958 auf dem ersten Schiff in den noch nicht
ganz fertig gebauten Stuttgarter Neckarhafen einfuhr, überspannten die
Brücken, die seinen Namen tragen sollten, die Hafenbecken noch nicht.
Als
erstes Teilstück der Otto-Konz-Brücken wurde 1958 der Bogen über das
Industriegleis bei Untertürkheim gebaut. Erst drei Jahre danach, 1961,
konnte das nächste Stück, die Brücke über das Hafenbecken I, die eigentliche
Schifffahrtsstraße in Richtung Hedelfinger Schleuse eingeweiht werden.
Dieses Teilstück überbrückt den Neckar auf einer Länge von 129,86 Metern,
wobei das Mittelstück 89,10 Meter misst. Sie verbindet heute Wangen
sowie die Aus- und Einfahrt der B 10 Wangen Nord mit dem eigentlichen
Hafengebiet.
Nochmals zwei Jahre danach war die letzte Lücke geschlossen: Die 104,50
Meter lange Brücke zwischen der Straße "Am Mittelkai" und der Straße
"Am Ostkai " schwingt sich seitdem über das Hafenbecken II.
Vom Gehweg aus genießen Passanten den Blick ins Herz des Stuttgarter
Neckarhafens: Richtung Süden schließt sich auf der rechten Neckarseite
das neue wasserseitige Container-Terminal an, ein Grundstück weiter
werden Schiffe mit Recycling-Schrott beladen und auch in nördlicher
Richtung liegen oft mit Sand beladene Frachtschiffe am Kai. Die "Hafenspione"
sollten allerdings schwindelfrei sein. Denn unter der Last der vorbeidonnernden
Lastwagen spürt der "Brückengucker" die Schwingungen. Zumal der Verkehrsstrom
seit 1988 zugenommen hat.
Das neue Industriegebiet "Hafenbahnstraße" wurde durch den großen Verkehrsknoten
Bruckwiesenweg / Hafenbahnstraße an den Hafen angeschlossen.
"Mit vier Widerlagern, einer Gesamtlänge von 364 Metern, einer Fläche
von 7100 Quadratmetern und wegen des kritischen Untergrunds in Pfahlgründungbauweise
konstuiert, stellte die Erweiterung eine aufwändige Baustelle dar",
sagt Alfred Herold vom Tiefbauamt.
Alles in allem ein imposantes Hafenbauwerk, das auch den Namen eines
bedeutenden Schwaben trägt: Der 1875 in Tübingen geborene Otto Konz
ist der Vater des Neckarkanals. Nach Ende des ersten Weltkrieges bis
1938 war der Bauingenieur der Leiter der Neckarbaudirektion, der heutigen
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Der Ausbau des Neckars zu einer
kanalisierten Wasserstraße sollte seine Lebensaufgabe bleiben, die er
auch nach dem Zweiten Weltkrieg vorantrieb und mit dem Bau des Stuttgarter
Neckarhafens krönte.
14.08.2002
|
|