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Stuttgarter Nachrichten vom 29.9.2003
Weinlese

2000 Kilo Trauben für 100 Liter edlen Saft

Der Sommer beschert der Weinmanufaktur eine einmalige Beerenauslese

Tief, sehr tief hat Willi Munk in seinen Erinnerungen gekramt. Aber eine Beerenauslese, eingebracht schon im September? 81 Jahre alt ist der frühere Vorsitzende der Weingärtnergenossenschaft Untertürkheim - ein Leben für den Wein, das ebenso gute wie bescheidene Jahrgänge gesehen hat. Selbstredend auch seltene Beerenauslesen.

VON MICHAEL DEUFEL

Bernd Munk, sein Sohn, wirft vor der Kelter den grünen Lieferwagen an. Tief steht die Herbstsonne drüben über der Wangener Höhe. Der Abend naht. Die meisten Untertürkheimer Genossenschaftsmitglieder haben ihre Beeren längst an der Strümpfelbacher Straße abgeliefert. Spätburgundertrauben von zehn Jahre alten Rebstöcken. Niemals habe sein Vater schon im September ausrücken müssen, um schrumpelige Trauben von den Rebstöcken zu schneiden, versichert Bernd Munk.

Manufaktur-Chef Bernd Munk:
Hier ist ein Tropfen für
die Schatzkammer gereift

Foto: Hörner

 

Wenig später werden wir am Fuß des Mönchbergs vom Kopfsteinpflaster durchgeschüttelt. "Beerenauslesen von roten Trauben gelingen ganz selten", sagt Munk. Drum ist dieser Freitag für einen Untertürkheimer Genossenschaftswengerter ein ganz besonderer unter den besonderen Tagen, möglich geworden dank eines mit vielerlei Superlativen bedachten Sommers 2003.

Kellermeister Jürgen Off sei die treibende Kraft gewesen, diese Beerenauslese zu wagen, erzählt Bernd Munk, inzwischen wie einst sein Vater Vorsitzender der Genossenschaft, die sich seit gut zwei Jahren Weinmanufaktur nennt. "Unser Kellermeister war ständig draußen und hat die Trauben begutachtet, bis er sagte: ,Jetzt versuchen wir"s"." Mindestens 125 Grad Öchsle Mostgewicht verlangt das Gesetz, damit ein Gewächs mit der Klassifizierung Beerenauslese geadelt werden kann. In der 16-jährigen Geschichte der Untertürkheimer Genossenschaft gelang dies erst einmal. "Im Jahr 1999 war"s eine Kerner Beerenauslese", entsinnt sich Jürgen Off. Eine Beerenauslese wird selten gekeltert, weil sie viel Gespür für den richtigen Moment erfordert. Off würde seine Wengerter nicht hinausschicken, geschweige denn sie später in der Kelter mühsam Traube für Traube abzupfen lassen, wäre er seiner Sache nicht sicher.

Bisweilen granteln Manufaktur-Mitglieder zwar darüber, was er ihnen abverlangt. Trotzdem plagen sie sich seit 8 Uhr am Mönchberg. Einige schneiden immer noch die Stiele von den Rebstöcken. "Und das Hauptgschäft, die Zopferei, kommt ja erst noch." - Munk lacht, hüpft aus dem Lieferwagen, zückt die Schere und taucht ein ins herbstliche Grünbeige des Mönchbergs. Mit Bedacht tastet er nach den Trauben und gerät ins Schwärmen: "Das gibt einen Tropfen für unsere Schatzkammer." Einen fürs Renommee.

Drunten in der Kelter arbeiten sie bereits mit Akribie an demselben. In zehn Zubern warten 2000 Kilo Trauben darauf, sorgsam verlesen zu werden, damit am Ende 75 bis 100 Liter Beerenauslese in Flaschen gefüllt werden können. Else Munk (mit dem Vorsitzenden nicht verwandt) zählt zu den älteren der rund zehn Helfer an den Bottichen. Ihre Hände sind klebrig, weil sie auf Handschuhe verzichtet. "I ben nemme eitel", wehrt sie ab. Tatsächlich hat sie so ein besseres Gefühl für die Trauben.

Monatelang hat die Sonne den Trauben Wasser entzogen. Schrumpelig geworden, ist ihnen der Zucker geblieben und der Geschmack von Rosinen - ideal für eine Beerenauslese. Nun gilt"s zu sortieren. Am Ende bleiben weniger als 200 Kilogramm von jenen guten Früchten, die kaum Fäule aufweisen. "Keine Mumien wie bei früheren Auslesen", scherzt jemand im Wengerterjargon. Jürgen Off misst zur Probe: jedes Mal um die 130 Grad Öchsle. Und die vermeintlich Schlechten? Sie liegen bei 110 Grad. Und das sei "immer noch Auslesequalität", frohlockt Manufaktur-Geschäftsführer Günter Hübner.

Langsam senkt sich die Sonne hinter der Wangener Höhe. Immer noch mehr als acht Zuber - das Hauptgschäft ist ein zähes Gschäft. Es wird eine lange Nacht werden in der Untertürkheimer Kelter.

Aktualisiert: 29.09.2003


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