UNTERTüRKHEIMER ZEITUNG 16.6.2012:
Im Namen der Stiftung ihres verstorbenen Mannes Erwin Warth engagiert sich die 75-Jährige weltweit für Umweltprojekte
Hilde Stühlinger, die Vorsitzende der Erwin-Warth-Stiftung, benötigt für die
Infos über
Vorhaben, die die Stiftung unterstützt, einen großen Tisch. Foto: Kuhn
Wer Hilde Stühlinger telefonisch erreichen will, benötigt mehrere Anläufe. Die agile 75-Jährige ist oft unterwegs - in Sachen Umwelt und Naturschutz. Vergangenen Freitag war sie auf Einladung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen beim Bundespräsidenten in Berlin, am Dienstag startet sie zum Deutschen Stiftungstag nach Erfurt. 1996 gründeten ihr Mann und sie die Erwin-Warth-Stiftung. Als deren Vorsitzende bewahrt sie das Vermächtnis ihres Mannes und unterstützt weltweit Umweltprojekte.
Von Mathias Kuhn
Manchmal fällt es selbst Hilde Stühlinger schwer, alle Projekte, bei denen sie sich engagiert, gleichberechtigt vorzustellen. Sie benötigt einen langen Tisch, um alle Unterlagen auszubreiten: Ein Faltblatt der Akademie für Natur und Umweltschutz Baden-Württemberg über Zugvögel in heimischen Gärten liegt neben einem Entwicklungsprojekt in Madagaskar, Stühlinger verweist auf eine E-Mail, in dem sich ein Projektleiter für ihr Engagement bei einem Meeresschildkrötenprojekt in der Türkei bedankt, bietet eine „Gute Schokolade“-Tafel der Initiative Plant for the Planet-Foundation an und zeigt gleichzeitig auf die Pläne zur Renaturierung der Neckar- und Bottwarufer. „Im Laufe der vergangenen 16 Jahre haben sich die Kontakte ergeben. Ich bin eben gut vernetzt“, sagt die umtriebige Untertürkheimerin. Kurz vor dem Tod ihres Mann Erwin Warth hatte das Paar 1996 die „Erwin-Warth-Stiftung“ gegründet. „Uns lag der Einsatz für die Natur und Umwelt am Herzen.“ Ihr Mann war freischaffender Maler und Künstler und im Messebau tätig. Den Unternehmensgewinn steckte der Untertürkheimer in Gebäude sowie Geldanlagen. Sie sind der Grundstock für die Stiftung. Von den Zinsen und Mieterträgen kann die Stiftung, deren Vorsitzende Stühlinger ist, jedes Jahr einige Projekte unterstützen. „In der heutigen Niederzinsphase wird der Etat jedoch immer schmaler“, sagt Stühlinger, weswegen sie auf Spenden oder Zustiftungen hofft, um die Arbeit in gewohntem Maß fortführen zu können.
Dabei wird der Etat nicht mit dem Gießkannenprinzip verteilt. Stühlinger schaut sich die Projekte genau an, kommuniziert mit den Projektleitern, fliegt mit ihnen auch nach Madagaskar, auf die Philippinen, gründet den Backhausverein Mettingen mit und nimmt auch gegenüber Professoren an Universitäten kein Blatt vor den Mund. Wenn ihr etwas ungerecht erscheint, kann die Untertürkheimerin, die eigentlich eine rheinische Frohnatur ist, resolut werden. Ihr Einsatz gilt der Natur und der Umwelt. Madagaskar ist dabei eines ihrer absoluten Lieblingskinder. Mit Finanzspritzen unterstützt die Stiftung Entwicklungsprojekte auf der afrikanischen Insel. „Die Bildung der Kinder liegt mir sehr am Herzen“, sagt sie. Deswegen finanziert sie einen Teil eines Kinderbuches in Landessprache und setzt sich für Projekte ein, die den Bewohnern der Tropen und Subtropen mehr Selbstständigkeit garantieren und die Umwelt schonen. Durch Nutzung der Solarenergie, dem Einsatz von Speicheröfen oder Bioboules soll die Abholzung der Regenwälder eingedämmt werden. Dazu steht die Stuttgarterin mit etlichen Universitäten in Kontakt, besucht die Vorhaben, tauscht Informationen aus und dient auch als Kontaktknüpferin der Wissenschaftler miteinander.
Einladungen zum Deutschen Engagementpreis, bei dem Stühlinger zu den Nominierten gehört, oder die Verleihung des Klimaschutzpreises am vergangenen Freitag bei Bundespräsident Joachim Gauck, oder auch der Deutsche Stiftungstag am kommenden Mittwoch nutzt sie als wichtige Kontaktbörsen. Als Vorsitzende der Erwin-Warth-Stiftung ist Stühlinger auch Mitglied in verschiedenen Ausschüssen. Doch ihr Blick gilt auch lokalen Aufgaben. Sie half bei der Rettung des Mettinger Backhäusles mit, engagierte sich bei der Instandsetzung des gusseisernen Brunnens in Untertürkheim und übernimmt Verantwortung im Leonhard-Schmidt-Förderverein.