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Rezensionen zum Buch von Roland Haug
Die Kreml AG - Putin, Russland und die Deutschen

Die Kreml AGRoland Haug
Die Kreml AG - Putin, Rußland und die Deutschen

Ca. 280 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

13,5 x 20,5 cm - 19,90 EUR - März 2007

Hohenheim Verlag Stuttgart

ISBN 978-389850-153-8

 

Foto: Hohenheim Verlag Stuttgart

Die Kreml AGAnalyse der Politik Russlands

Verhältnis zu und Verflechtungen mit Baden und Württemberg

03.03.2008 bwWoche 11/2008 erschienen: 25.03.2008-STAATSANZEIGER-VERLAG  Stuttgart

Roland Haug, gebürtiger Stuttgarter, studierter Historiker und Slawist, ist ein ausgewiesener Kenner Russlands. Dem ehemaligen Nachrichtenchef beim Süddeutschen Rundfunk bzw. SWR und ARD-Korrespondenten in Moskau sind die deutsch-russischen Beziehungen, im Guten wie im Bösen, ein Herzensanliegen. Ebenso die Verflechtungen der deutsch-russischen Geschichte und Geistesgeschichte im Allgemeinen und die württembergischen und badischen Beziehungen zu Russland im Besonderen. Das merkt man seinem neuen Buch an, das eigentlich alle diese Themenkomplexe behandeln will. Die Eingangskapitel hinterlassen denn auch eher den Eindruck des Aneinanderreihens, das in der Verkürzung oft klischeehaft wirkt. Die Stärke des Buches liegt jedoch vor allem in der Analyse der gegenwärtigen Politik Russlands unter Putin.

Er hat Russland wieder als Großmacht in das weltpolitische Spiel gebracht, gestützt vor allem auf die Ressourcen Gas und Öl. Der Verkauf der Gas- und Ölvorräte ist ein zentrales Instrument der russischen Außenpolitik und liefert Druck- und Drohpotenzial gegenüber den Abnehmerstaaten. Die Politik gegenüber den unmittelbaren Nachbarn, den Nachfolgestaaten der UdSSR, ist vorrangig davon abhängig, ob diese Staaten als Förder- oder Transitländer für Gas und Öl von Bedeutung sind. Gas und Öl liefern die Mittel für das Wirtschaftswachstum Russlands und machen es damit auch möglich, den Lebensstandard der Massen soweit anzuheben, dass die innenpolitische Ruhe gesichert ist.

Das Unternehmen „Gasprom“ ist das Symbol Russlands unter Putins Herrschaft. In zwei Exkursen beschreibt Haug sehr fundiert die Gründe für das bislang eher erfolgreiche Streben der Ukraine nach Unabhängigkeit und das bislang gescheiterte von Tschetschenien. Obwohl die Ukraine als „altrussisches Kerngebiet“ wegen ihrer Ressourcen und ihrer geostrategischen Lage für Putin als Bestandteil eines von Russland geführten eurasischen Blocks unverzichtbar erscheint, hat die Ukraine trotz bürgerkriegsartiger Auseinandersetzungen um Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und wirtschafts- und außenpolitischer Orientierung bis jetzt ihre Selbstständigkeit erhalten können. Nicht zuletzt - wie Haug konstatiert - wegen einer zunehmend informierten und kritischen Öffentlichkeit, vor allem in der jüngeren Generation.

Der fortdauernde Tschetschenien-Konflikt erscheint dagegen in absehbarer Zeit kaum lösbar. Seine Wurzeln sind höchst komplex: ethnisch - religiöse Konflikte, das Streben nach Unabhängigkeit, archaische Rechts- und Rachevorstellungen mit der Verpflichtung zu Stammes- und Clanloyalität. Auch die Verflechtung mit dem islamischen Terrorismus trifft auf einen russischen Imperialismus, der vor allem den Zugang zum erdgasreichen Kaspischen Meer kontrollieren will. Russland hat unter Putin zwar wirtschaftlich und weltpolitisch an Bedeutung gewonnen, aber gleichzeitig hat das System die zaghaften Ansätze einer russischen Bürgergesellschaft, von Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Freiheit von Medien und Meinung, von einem funktionierenden Wechselspiel von Regierung und Opposition zunehmend unterdrückt. Das System des „bürokratischen Staatskapitalismus“ - wie Haug Putins Regime benennt - stützt sich vor allem auf die Kontrolle der Wirtschaft und verfügt als Instrumente über Geheimdienst, Militär und Miliz.

Rosemarie Wehling ist Historikerin und Landeskundlerin aus Reutlingen

Roland Haug: Die Kreml AG. Putin, Russland und die Deutschen.
Stuttgart, Hohenheim Verlag 2007, 292 Seiten, 19,80 Euro. ISBN: 978-389850-153-8.

Die Kreml AGEin Land gibt Rätsel auf

ESSLINGEN: Roland Haugs Blick auf Russland

Eßlinger Zeitung vom 26.1.2008

Russland, das sich von der EU-Außengrenze bis zum Pazifik erstreckt, bietet dem westlichen Betrachter vielschichtige Bilder auf seinem Weg der Identitätsfindung in der Innen- und Außenpolitik. Roland Haug, Buchautor und langjähriger Osteuropa- und Russlandkorrespondent der ARD, bot bei einem Vortrag in der Esslinger Stadtbibliothek eine nüchterne Betrachtung der russischen Innenpolitik.

Von Peter Stotz

„Russland gibt Rätsel auf, es ist nicht einfach, sich diesem Riesenreich zu nähern“, stellte Roland Haug im vollbesetzten Lesecafé der Stadtbücherei fest. Damit unterstrich er gleichzeitig, dass es auch für Russland-Experten nur bedingt möglich sei, ein umfassendes Bild des Landes und seines Politikverständnisses zu zeichnen.

Kenner der Kreml-AG

Roland Haug darf dabei den Status des Kenners für sich in Anspruch nehmen. Der geborene Stuttgarter bezeichnet Russland als seine „zweite Heimat“. Er studierte unter anderem in Leningrad, war lange Jahre als Osteuropa-Redakteur für den Süddeutschen Rundfunk tätig, lebte in den 1990er-Jahren in Moskau und berichtete von dort für die ARD und andere europäische Medien. Unlängst veröffentlichte er das Buch „Die Kreml-AG - Putin, Russland und die Deutschen“.

„Es gibt kein absolutes Wissen über Russland, sondern nur verschiedene Grade der Unwissenheit“, betonte Haug. Auch er habe nur einen der möglichen Blickwinkel anzubieten. So wandte er sich gegen „törichte und krude Vorschläge, man müsse an Russland glauben, da man es nicht verstehen könne“ und empfahl „weniger Romantik und mehr Pragmatismus“ in der politischen Betrachtung des Landes.

So kritisierte Haug Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder für seine Behauptung, Russland sei eine „lupenreine Demokratie“ als distanzlos und lobte Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Aussage, man könne die eigenen Vorstellungen von Demokratie nicht auf Russland anwenden. „Dies kam der russischen Politik sehr entgegen“, sagte Haug, denn insbesondere das grundlegend andere Verständnis des Westens von Demokratie und die unausgesprochene Erwartung, die angestrebte „strategische Partnerschaft“ zwischen der Europäischen Union und Russland bedeute gleichzeitig die Einführung demokratischer Verhältnisse nach westlichem Muster, habe in Russland für Irritationen gesorgt.

Reines Zweckbündnis

„Anders als in Europa wird diese Partnerschaft als reines Zweckbündnis verstanden - enge wirtschaftliche Zusammenarbeit bei grundsätzlichen politischen Unterschieden.“ Die westlichen Versuche, Einfluss auf die russische Innenpolitik zu nehmen, deute man in Russland als verlängerter Arm der Bestrebungen der USA, „als Impressario der Weltpolitik“ aufzutreten. Russland hingegen setze auf eine eigenständige Rolle als Weltmacht und demonstriere dadurch auch nach innen:„Die Jahre der Schwäche sind vorbei, ein starkes Russland ist wieder erstanden.“

Stichwortgeber für diese Politik sei die von Haug so genannte Kreml-AG, eine „Clique von zehn oder zwölf Clans“ - gesteuert von Geheimdienstleuten, Militärs, Polizeioffizieren und Industriellen, die hinter den Kulissen, getrieben vom „Raubtierkapitalismus“ die Fäden zögen. „Ein stilles Einverständnis zwischen Führern und Geführten“, herrsche in Russland darüber, dass „die Mächtigen der Kreml-AG hinter der Fassadendemokratie beim Verdienen nicht gestört werden“.

Autokratische Tendenzen

Diese Übereinkunft gelte, solange es der Bevölkerung besser gehe, ein Teil der riesigen Einkommen über Steuern beim Volk ankomme und dem Wunsch nach Stabilität, Ordnung und nationaler Größe entsprochen werde. Dies bediene „die stille Sehnsucht nach einem Führer, der wie ein Vater für sein Volk sorgt“, bedeute jedoch gleichzeitig zunehmende autokratische Tendenzen und eine „Modernisierungsdiktatur“, sorgte sich Haug.

Roland Haug: Die Kreml AG - Putin. Russland und die Deutschen. Hohenheim Verlag, Stuttgart. 292 Seiten, 19,90 Euro.

Das System Putin Die Kreml AG

Stuttgarter Zeitung vom 28.12.2007

Als ein „Rätsel in einem Mysterium, das in Dunkel gehüllt ist", hat der britische Premierminister Winston Churchill Russland charakterisiert. Das war im Jahr 1939. Auch heute gibt Russland zahlreiche Rätsel auf.

Mit seinem Buch „Die Kreml AG" versucht der Stuttgarter Journalist Roland Haug, ein paar von ihnen zu lösen. Ruhig, sachlich und schnörkellos beschreibt Haug das Russland unter Wladimir Putin. Übersichtlich erklärt er Putins Umgang mit den Medien, mit der Wirtschaft und mit den Oligarchen, ohne sich dabei in Details zu verzetteln. Das ist eine Stärke und eine Schwäche des Buches zugleich. Für all diejenigen, die sich bisher noch nicht allzu tief in die russische Seele eingefühlt haben, ist es leicht, den Überblick zu bewahren. Auf der anderen Seite wäre an der ein oder anderen Stelle ein intensiverer Blick hinter die verschlossenen Kremltüren wünschenswert gewesen.
Der Untertitel: „Putin, Russland und die Deutschen" wirkt ein wenig bemüht. Natürlich kommt das deutsch-russische Verhältnis zur Sprache, auch die unterschiedlichen Ansätze Angela Merkels und Gerhard Schröders im Umgang mit Putin sind Thema. Ein Schwerpunkt ist das nicht.

Zwei angenehme Zugaben dagegen sind die kurze Geschichte der Ukraine sowie die Entwicklung des Tschetschenienkonfliktes. Bündig wird da die Vergangenheit auf den Punkt gebracht. Mit Spekulationen darüber, wie es nach Putin weitergehen könnte, hält sich Haug zurück. Was ganz vernünftig ist: Russland ist schließlich in Dunkel gehüllt. cgo

Roland Haug: Die Kreml AG - Putin. Russland und die Deutschen. Hohenheim Verlag, Stuttgart. 292 Seiten, 19,90 Euro.

Der emotionslose Steuermann Die Kreml AG

Der Journalist Roland Haug analysiert Putin und die "Kreml AG"

Vom 13.10.2007 Wiesbadener Kurier, Main-Taunus-Kurier und andere Zeitungen im Rhein-Main Raum
http://www.wiesbadener-kurier.de/feuilleton/objekt.php3?artikel_id=3007219


Von Alfred Pointner

Wladimir Putin sorgt für Schlagzeilen und Kommentare. Da passt ein frisch im Hohenheim Verlag erschienener Band ausgezeichnet in die Diskussion: "Putin, Russland und die Deutschen", so der Untertitel. Autor ist Roland Haug. Seine Hauptüberschrift: "Die Kreml AG". Selten nur gelingt es, literarische Untersuchungen und Überlegungen so auf den Punkt zu bringen, dass dieser auch gleich einen griffigen Titel abgibt. Haug ist es gelungen.

Der studierte Historiker, Slawist und Absolvent des Russischen Sprachseminars der Universität Leningrad ist Hörfunk-Mann, war Osteuropa-Kommentator des SDR und zuletzt Moskau-Korrespondent der ARD. Seit 1964 hat er insgesamt 83 Exkursionen in alle Gebiete der ehemaligen Sowjetunion unternommen. Weitere hat er vor. Ein Hörfunk-Autor muss im Gegensatz zu Fernseh-Kollegen ohne Bilder auskommen. Das zwingt zu genauer Beobachtung und zu direkter Sprache, ohne Schnörkel und Längen. Eine riesige Firma Haug vergleicht die Kremlführung mit dem Direktorium einer riesigen Firma, an deren Erfolg zwar alle etwas partizipieren, deren riesige Gewinne aber in der Chef-Etage bleiben. Kontrolliert und dirigiert wird dieses Unternehmen mit eiserner Faust und von einem Mann: Wladimir Putin.

Selbstverständlich hinken alle Vergleiche. Aber über dieses Bild einer auf der Woge von Öl und Erdgas emotionslos gesteuerten autokratischen Staats AG gelingt es dem Autor, seinen Lesern einen stimmigen Eindruck jenes neuen Russlands zu vermitteln, das sich als Großmacht auf der weltpolitischen Bühne zurück gemeldet hat - was aber hierzulande vielfach verdrängt wird. Haug vermittelt Fakten. Er begründet, er belegt. Seine Angaben zu Wirtschaftskraft und Effizienz der Kreml AG sind eindrucksvoll; nicht minder der Verweis auf das Grundübel der Firma: die durchgehende Korruption. Höchst aufschlussreich sind die Einblicke in das Funktionieren der "Silowiki"` den Vertretern des Sicherheitsapparats und den Trägern des staatlichen Gewaltmonopols. Neben Defiziten deckt Haug auch Wurzeln und Hintergründe auf. Das Kapitel über die deutschen Spuren in Russland bringt Überraschendes - wer weiß denn schon, dass Lenin eine fromme schwäbische Mutter hatte?

Roland Haug: "Die Kreml AG". Hohenheim Verlag. Stuttgart. 290 Seiten. 19.90 Euro.

Perlentaucher-Buchnotizen NZZ (www.perlentaucher.de) Die Kreml AG
http://www.perlentaucher.de/buch/27373.html

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.09.2007

Der Rezensent mit dem Kürzel R. M. ist etwas enttäuscht von diesem Buch über den politischen Status Quo in Russland. Erkenntnisgewinn über das hinaus, was man nach regelmäßiger Zeitungslektüre nicht sowieso schon weiß, steckt seiner Meinung nach nicht in dieser Abhandlung - obwohl ihm der Autor Roland Haug eigentlich als kompetenter Russlandkenner gilt. Die ersten Kapitel findet R.M. aufgrund ihrer Anekdotenhaftigkeit etwas banal, und wenn es dann substanzieller wird, ist seiner Meinung nach nicht klar, was die Ausführungen genau mit der Fragestellung des Buches zu tun haben. Bis man zum eigentlichen Thema durchdringt, dauert jedenfalls nach Einschätzung des Rezensenten viel zu lang. Doch er gesteht Haug zu, dass er Putins Politik dann wenigstens differenziert betrachtet - "weder simplistisch dämonisierend noch naiv verharmlosend".

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2007 Die Kreml AG

Tüchtig ist, wer vergisst...

Putin, die Deutschen und Stalins angeheiratete Großmutter

Für Wladimir Putin endet die Freiheit des Wortes dort, wo Journalisten von der Linie der Staatspropaganda abweichen. So weit, so bedenklich. Beklemmender noch: Dutzende russischer Redakteure und Reporter, die sich an diese Vorgabe nicht gehalten haben, mussten solche Unbotmäßigkeit mit dem Leben bezahlen, ohne dass auch nur eine einzige der Mordtaten hinreichend aufgeklärt worden wäre. Daran nachdrücklich zu erinnern, drängt sich jedem, der Putins Russland zu beschreiben und zu analysieren versucht, geradezu auf. Auch der Autor dieses Buches lässt es hier an Deutlichkeit nicht fehlen. Die Frage ist nur, wie er da dem russischen Präsidenten zugleich eine traditionell positive Einstellung zu deutschen Werten bescheinigen zu können glaubt? Seine Antwort: deutsche Tüchtigkeit.

Ob Roland Haug das auch in diesem Fall für wirklich tugendhaft hält, lässt er zumindest offen. Ähnliches gilt für die Absicht seiner historischen Vergleiche, die er damit verbindet. Denn nicht nur Putin, schon Lenin "war von der Tüchtigkeit der Deutschen zutiefst überzeugt". Und das nicht von ungefähr, hatte er doch "eine fromme schwäbische Mutter namens Maria Blank" und war mithin "erblich vorbelastet". Nicht genug damit: Auch Stalins angeblicher Respekt vor deutscher Tüchtigkeit war, folgt man dem Autor, zum Teil familiären Gründen zuzuschreiben. Wie das? Nun ja, die Großmutter seiner zweiten, von ihm in den Tod getriebenen Frau Nadeschda, eine gewisse Magdalena Aichholz aus Württemberg, "schwätzte Schwäbisch und besaß im Kaukasus eine Bierschänke".

Weiterblättern? Wer sich dazu entschließt, wird nach den mehr als eigentümlichen deutsch-russischen Reminiszenzen zum Auftakt des Buches immerhin nach wenigen Seiten auf eine ebenso sachliche wie informative Beschreibung der Zustände, nein, nicht der in Russland, sondern vorab jener in der Ukraine stoßen. Moskau und Kiew: Da gibt es in der Tat geschichtliche Bindungen, die nicht wenige Ukrainer auch sechzehn Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion immer noch als schmerzhafte Fesseln empfinden. Haug widmet dem Thema denn fünfzig Seiten, obwohl im Untertitel der "Kreml AG" allein von Putin, Russland und den Deutschen die Rede ist. Ein weiterer Schwerpunkt ist Tschetschenien, das leider immer weniger internationales Interesse findet. Putin hat dort mit Ramsan Kadyrow eine der finstersten Figuren zum Statthalter gemacht. Und überhaupt: Nicht zuletzt dank seiner Rolle als Kriegsherr gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Tschetschenen ist der russische Präsident vor bald acht Jahren überhaupt erst zum Hausherrn des Kremls geworden. Damals hatte er es bereits zum Regierungschef gebracht - und nicht erst, wie der Autor schreibt, zum Geheimdienstchef. Zudem war es nicht irgendjemand, der Putin zum Präsidenten machte, sondern diese Entscheidung durfte und darf sehr wohl dem unlängst gestorbenen Boris Jelzin zugeschrieben werden, auch wenn er seinerzeit "mehr und mehr handlungsunfähig" gewesen sein mag.

Bei aller Inkompetenz, die Haug dem ersten frei gewählten Präsidenten Russlands unterstellt, schränkt er zu dessen Gunsten freilich ein, dass es während Jelzins Herrschaft weniger Bestechlichkeit gegeben habe, als sie mittlerweile unter Nachfolger Putin gang und gäbe sei. Hier wird vor allem auf eine vom Geheimdienst getragene Bürokratenkaste verwiesen, die im Zuge des Erdöl- und Erdgasbooms unzweifelhaft enorme wirtschaftliche Macht gewonnen hat. Ergo brauche Russland im Gegenzug "eine starke Hand". Ja was denn nun? Gibt es die nicht längst? Der Autor lässt einerseits Andrej Illarionow, den angesehenen ehemaligen Wirtschaftsberater Putins, mit Warnungen vor den zunehmend autokratischen Tendenzen der Kremlführung zu Wort kommen. Andererseits hingegen sähen vor allem deutsche Unternehmer in Putin einen entschlussfähigen Politiker, der für Stabilität und Ordnung in Russland eintrete. Ein Widerspruch ist das nicht. Wohl aber wird selbst russische Kritik an russischen Zuständen von westlichen Geschäftsleuten, von deutschen zumal, gewöhnlich als störend und lästig empfunden. Dass in Putins "Modernisierungsdiktatur" kein Platz für eine demokratische Zivilgesellschaft sei, wie Haug konkludiert, ist kaum länger zu bestreiten. Doch was in aller Welt hat das mit seinem angeblichen Hang zu deutscher Tüchtigkeit zu tun?

WERNER ADAM

Roland Haug: Die Kreml AG. Putin, Russland und die Deutschen. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2007.
292 S., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Buchnotizen FAZ (www.perlentaucher.de) Die Kreml AG
http://www.perlentaucher.de/buch/27373.html

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2007

Insgesamt zufrieden zeigt sich Rezensent Werner Adam mit Roland Haugs Blick auf Putins Russland. Zwar scheint ihm das Buch bisweilen etwas unausgegoren. Die Ausführungen über Putins angeblichen Hang zu deutscher Tüchtigkeit etwa kann er nicht so ganz einordnen. Aber er findet in dem Buch immer wieder nüchterne und instruktive Beschreibungen der gegenwärtigen Situation in Russland. Neben dem Problem der allgegenwärtigen Korruption erfährt Adam einiges über das Verhältnis Russlands zur Ukraine sowie zu Tschetschenien. Er hebt Haugs kritische Betrachtung der zunehmend autokratischen Tendenzen der Kremlführung hervor und unterstreicht zugleich dessen Verweis auf deutsche Unternehmer, die in Putin einen entschlussfähigen Politiker sehen, der für Stabilität und Ordnung in Russland eintritt. Nicht widersprechen mag Adam dem Schluss des Autors, in Putins "Modernisierungsdiktatur" sei kein Platz für eine demokratische Zivilgesellschaft.

Schwieriger Partner Russland Die Kreml AG

15.09.2007 Eßlinger Zeitung

Dr. Markus Bleistein (mb) (Chefredakteur)
Russland ist den Deutschen auch in der nachkommunistischen Zeit fremd geblieben. Nach den chaotischen Zeiten unter Jelzin hat sich zwischen Ostsee und Pazifik in den vergangenen Jahren vieles stabilisiert. Es herrscht dank des Erdölbooms ein Goldrausch, der am ehesten an die 50er- und 60er-Jahre in der Bundesrepublik erinnert. Doch wie geht es nach Putin in Russ-land weiter? Der russische Präsident muss nach achtjähriger Regentschaft zurücktreten. Er tut alles, um sein Erbe zu sichern und Personen seines Vertrauens auf den Schlüsselpositionen zu installieren.

Der ehemalige ARD-Korrespondent in Moskau, Roland Haug, hat in einem klugen Buch die Vorurteile zwischen Russen und Deutschen beschrieben. Sachverständig skizziert er die „russische Seele“ und verweist auf das ausgeprägte Bedürfnis nach einem starken Führer. Putin will zwar eine Verständigung mit dem Westen, beharrt aber gegenüber den USA und der EU auf einer Großmachtrolle Moskaus. Haug analysiert die Beweggründe für Putins Politik und läßt blinde Flecken in der deutschen Wahrnehmung nicht aus: Besonders interessant sind dabei die Kapitel über Tschetschenien und über Putins Verhältnis zu den Oligarchen. Der Journalist kommt zu dem Schluss, dass Russland in absehbarer Zeit nicht demokratiefähig ist. Der Westen wird aus Moskau noch manche Überraschung zu erwarten haben. Wer Haugs Buch gelesen hat, wir sich aber darüber nicht mehr ganz so erstaunt zeigen müssen.

Roland Haug: Die Kreml AG. Putin, Russland und die Deutschen. Hohenheim Verlag,
292 Seiten, 19,90 Euro

aktuell -Zeitung für die Bundeswehr Die Kreml AG

Russland - Drei Bücher widmen sich dem Zustand von Regierung, Armee und Tschetschenien.
NR. 24 BERLIN, 18. JUNI 2007 - DAS POLITISCHE BUCH -

Geschärfter Blick von Aschot Manutscharjan

(Aschot Manutscharjan ist Privatdozent an der Universität Bonn und Mitarbeiter der Zeitschrift Osteuropa)

Wie berechenbar sind die politischen Aktionen Russlands? Warum stärkt Präsident Wladimir Putin die „Vertikale der Macht“?

Als ARD-Hörfunkkorrespondent berichtete Roland Haug jahrelang aus Moskau, aber auch aus den entlegenen Regionen des sich über acht Zeitzonen erstreckenden Reiches. Nach seinen Reportage-Büchern will der Journalist seinen Lesern dieses Mal die politische Entwicklung in Russland nahe bringen und zugleich die Regierenden vorstellen, die geheimnisvolle Kreml AG. „Wir haben uns als schwach erwiesen und sind besiegt worden“, entschuldigte sich Präsident Putin am 1. September 2004 nach der Geiselnahme von Schülern in Beslan.

Haug schildert Wladimir Putin als einen „Gefangenen seiner eigenen Gefolgsleute“, der meint, alle Entscheidungen an sich ziehen zu müssen und der „lediglich einem kleinen Kreis alter Bekannter“ vertraut. Vor diesem Hintergrund kristallisiert sich die undurchdringliche „AG“ heraus, das eigentliche Macht- und Entscheidungs- zentrum Russlands mit Präsident Putin an der Spitze. Mit der Gründung der Staatspartei „Einheitliches Russland“ befinde sich das Land endgültig „auf dem direkten Weg zur Autokratie“, lautet die pessimistische Prognose des Autors. Um seinem Volk diese Entwicklung schmackhaft zu machen, präsentiere der Präsident Russland als potenten Staat, der seine nationalen Interessen nicht nur gegenüber dem Westen, sondern auch in Richtung China zu vertreten weiß. In diesem Zusammenhang erinnert Haug an Putins programmatische Äußerung über die nationale Verteidigungspolitik: Je stärker das Militär, desto geringer sei die Versuchung anderer, Druck auf Russland auszuüben. Deshalb gehöre die Modernisierung der Armee zu seinen Schlüsselaufgaben.

Roland Haug: Die Kreml AG. Putin, Russland und die Deutschen. Hohenheim Verlag; Stuttgart/ Leipzig 2007. 292 Seiten; 19,90 Euro.

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