UNTERTüRKHEIM: Bestseller-Autor Gunter
Haug liest aus seinem Buch über Lebensstationen seiner Mutter
(mk) - Der Bestseller-Autor und ehemalige
SDR-Moderator Gunter Haug kommt in seine Heimat: Als Kind lebte
er in Untertürkheim,
am Freitag liest er in der Stadtbücherei aus seinem aktuellen
Buch. Darin berichtet er fesselnd über die Lebenswege zweier
Jugendlicher. Einer führte seine Mutter von Rothenburg ob der
Tauber nach Untertürkheim, wo Haug seine Kindheit verbrachte.
Viele Zuschauer kennen ihn jedoch eher von seinen erfolgreichen Sendungen
im „Dritten“ des SWR-Fernsehens, andere haben seine „Schwabenkrimis“ ver-schlungen.
Seinen größten Erfolg mit bislang 27 Auflagen erzielte
er mit „Niemands Tochter“ sowie dem Nachfolgeband „Niemands
Mutter“, in denen er die Lebenswege seiner Großmutter
und seiner Urgroßmutter beschreibt.

Gunter Haug vor dem ehemaligen Haus seines Opas
in der heutigen Augsburger Straße, das auch in seinem
aktuellen Buch eine Rolle spielt.
Foto: Kuhn
Nur dem dauernden Drängen seiner Mutter ist es zu verdanken,
dass der damalige Kriminalautor sich auf die Spuren seiner Vorfahren
machte. „Eigentlich hat mich zunächst die Geschichte meiner
eigenen Familie nicht gejuckt. Das taugt doch nicht für ein
Buch“, dachte Haug noch am Anfang seiner Recherche und sollte
sich täuschen. Je tiefer er in die Geschichte eintauchte, umso
so stärker „packte“ es ihn und danach auch seine
Leserinnen und Leser. Ihnen präsentierte er biographische Heimat-Geschichten,
die oft stärker fesseln und faszinieren als Kriminalromane. „Denn
die Geschichte der so genannten kleinen Leute spiegelt die große
Geschichte des Landes wider, in dem wir leben“, weiß der
Autor.
Noch mehr unter die Haut geht vielen Lesern sein aktuelles Buch „So
war die Zeit - Lebensgeschichten aus den Aufbaujahren“, weil
er darin eigentlich normale, aber doch faszinierende Lebenswege zweier
Menschen aufzeichnet, die heute noch leben: Die Geschichte seiner
Mutter, die in Rothenburg ob der Tauber aufgewachsen ist, und den
Lebensweg von Walter Langheinrich aus dem nahen Creglingen. Obwohl
sich beide bis vor wenigen Wochen nicht kannten, gibt es Gemeinsamkeiten.
Der Zweite Weltkrieg bestimmte ihre Jugend. Am 13. Geburtstag seiner
Mutter, am 31. März 1945, wurde Rothenburg zur Hälfte zerstört.
Für die Jugendlichen im armen Franken gab es kaum eine Zukunft.
Sie packten die Koffer. Gretel Staudacher zog es mit 16 Jahren nach
Stuttgart. Bereits die erste Zugfahrt war ein Abenteuer, das Stimmengewirr
und die Geräusche der Großstadt ungewohnt und die Weiterfahrt
vom Hauptbahnhof nach Gablenberg zu einer Bekannten fast eine Expedition
in eine andere Welt: EinAlltag mit Telefon, genug zu essen und der
Möglichkeit, sich als Haushaltshilfe die ersten Reichsmark bei
einem Zigarrenfachgeschäft am Charlottenplatz zu verdienen. „Etwa
vier Jahre später lernte sie meinen Vater Willi kennen, der
Aufzüge im Hotel Brenner reparierte, in dem meine Mutter
damals
arbeitete.“ Nach der Heirat lebte das Paar in Untertürkheim,
den Heimatort von Willi Haug und Geburtsort des Autors. Der Lebensweg
von Walter Langheinrich führte ihn von Creglingen ebenfalls
in eine andere Welt - bis nach Indochina.
Am Freitag, 8. Mai, um 20 Uhr liest Gunter Haug in der Stadtteilbücherei
Untertürkheim, Strümpfelbacher Straße 45, aus seinem
Buch. Es ist eine Gemeinschaftsveranstaltung der Stadtbücherei
mit den Naturfreunden und dem Kulturtreff Untertürkheim.