Eduard Zaiß - der Rätschenmacher
Untertürkheimer Zeitung 02.03.2011
Von Iris Frey
In der Fasnetszeit und nicht nur dann hat Eduard Zaiß aus Untertürkheim einen wichtigen Job: Er ist der Rätschenmacher der Cannstatter Kübler. Ein Handwerk, das hierzulande nur wenige ausüben.
Im Laufe der Jahre hat Zaiß viel Erfahrung gewonnen und kennt die Kniffe, damit er eine gute Rätsche herstellen kann für seinen Verein, bei dem er auch selbst aktiv ist. In seinem Haus hat er sich eine Werkstatt eingerichtet, in der er stets fleißig sägt, bohrt, schleift und schraubt.
Viele Arbeitsschritte sind nötig, damit eine Rätsche, das traditionelle Handlärminstrument, das jeder Narr besitzen muss, fertig ist. Skizzen hängen über der Werkbank. Zunächst werden die Griffe der Rätsche hergestellt. Ein Rohling ist gerade eingespannt. Anschließend werden die Sterne hergestellt. Sie werden auf der Bandsäge ausgesägt. 16 Zacken hat ein Stern. Dann wird nochmals abgeschliffen, an einer Schleifmaschine, die er selbst aus einem Waschmaschinenmotor gebaut hat, damit der Stern auch rund läuft. Danach wird die Mitte in den Stern gebohrt. Die Schnatterzunge muss ebenso hergestellt werden die Wangen, die zwei Hölzer, die Stern und Zunge beieinander halten. Dann wird alles verleimt und geschraubt - fertig ist die Rätsche.
Klingt einfach, ist es aber nicht. Millimeterarbeit ist gefragt. „Es ist viel Mühe dahinter“, sagt selbst Zaiß. Nur durch exaktes Arbeiten gelingt es, dass die Rätsche auch Lärm machen kann. Die Längenmaße hat er in den Jahren genau ausprobiert. Auf Wunsch kann er die Rätsche weicher laufen lassen. „Der schönste Moment ist, wenn ich alles zusammen baue“, sagt Zaiß. Für eine Rätsche braucht er etwa fünf Stunden. Jetzt zur Fasnetszeit hat er besonders viel zu tun. Neue Narren brauchen neue Rätschen oder Gebrauchte müssen repariert werden.
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Der schönste Moment für Eduard Zaiß beim Rätschenmachen ist, wenn er alle Teile zusammenbauen kann. Dazu sind einige Arbeitsschrittenotwendig. Auf dem Bild links oben passt er die Wangen an, auf dem Bild unten werden sie mit Schraubzwingen zusammengehalten, während sie geleimt werden. Rechts hält Zaiß die fertige Rätsche in der Hand und trägt eine besondere längliche Rätsche um den Hals. Fotos: Frey
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Bei den Küblern ist er seit zehn Jahren und bei den Felben seit acht Jahren Mitglied. „Ich habe Rätschen schon gemacht, da war ich noch gar nicht im Verein“, erzählt er. Ein Mieter im Haus habe ihn einst angesprochen, weil er so viel schreinere. So kam er dazu, das Lärmgerät für die Narren herzustellen. „Mit verschiedenen Holzarten kann ich die Töne anders erzeugen und den Klang, wie sie rasselt, beeinflussen“, erklärt er. Sein neuestes Modell, das erst auf der Zeichnung existiert, ist eine Rätsche mit zwei Federn. Für sich hat der 58-Jährige noch etwas aus Holz gestaltet, das jetzt in der Fasnet erstmals zum Einsatz kommt: eine eigene Maske. Auch hierfür hat er Zeichnungen angefertigt. Sie besteht aus Sturmholz, Lindenholz, das er nach dem Orkan Lothar bekommen hat. Zaiß schaut sich auf Umzügen nach anderen Rätschen und Klanggeräten um. Bei einer Volksmusiksendung hat er ein längliches Klangmodell gesehen und nachgebaut: Es besteht aus vielen quadratischen, flachen Holzplatten, die durch ein Lederband gehalten werden. Mit ihr geht Zaiß auch mal auf Fasnetsumzüge.Für die Kübler hat er auch eine überdimensional große Rätsche für die Standarte gebaut, die richtig funktioniert und welche zu Beginn des Umzugs getragen wird. „Das war eine Herausforderung“, erinnert sich Zaiß. Er ist selbst begeistert bei der Fasnet dabei - und wenn er bei Umzügen mit den Leuten Fetz mache, erwische er sich dabei, dass auch er unter seiner Maske lächelt.
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