Am Wochenende wird mit einem Fest das sanierte
evangelische Waldheim in Untertürkheim eingeweiht
Wenn es um Zuschüsse zu Sanierungskosten geht, ist die Konkurrenz unter den Waldheimen groß. Fast alle stammen sie aus der Nachkriegszeit und sind großteils noch im Originalzustand. Umso größer ist die Freude in Untertürkheim über den Neubau.
Von Frederike Poggel
Der schmale Feldweg windet sich durch die Aspen, bis einem das Dröhnen des Rasenmähers entgegenschallt. Die Bauarbeiter sind mit dem letzten Schliff beschäftigt, die Rutsche wird montiert, die Nestschaukel aufgehängt. Mitten in den Weinbergen steht auf Luginslander Gemarkung ein holzvertäfelter Bau, dessen alte Formen nur noch zu erahnen sind. Ein knappes Jahr wurde gebaut, 870 000 Euro hat die Sanierung gekostet. "Mein Gott, bin ich froh!" sagt der Diakon und Waldheimleiter Martin Pomplun-Fröhlich.
Die Sanierung des Untertürkheimer Ferienhortes mit seinem asbestverseuchten Dach war dringend notwendig gewesen. In dem alten Saal herrschte im Sommer brütende Hitze. Da er aber nicht nur schlecht isoliert, sondern auch ohne Heizung ausgestattet war, konnte er in kalten Monaten weder vermietet noch sonst genutzt werden. An regnerischen Waldheimtagen drängten sich die etwa 300 Kinder, die über drei Wochen verteilt im August kommen, in gerade zwei Gruppenräume.

Der Neubau 2005 - Foto von der Website http://www.ev-waldheim-uth.de/
Ganz zu schweigen von der Küche, für deren alte Gerätschaften es kaum noch Ersatzteile gab. Als furchtbar beschreibt der Diakon den Zustand. "Die Frage war nur, was als Nächstes kaputtging." Was die marode, überholte Ausstattung angeht, so nahm das Untertürkheimer Waldheim keine Sonderstellung ein. Die meisten Waldheime stammen aus der Nachkriegszeit, viele sind in ähnlich schlechtem Zustand. Kein Wunder, dass die städtischen Fördermittel heiß begehrt sind. "Da herrscht richtiges Konkurrenzverhalten, man muss sich eben am besten verkaufen", sagt Pomplun-Fröhlich. "Wir hatten ein solides, bescheidenes Konzept." Der Saal des Hauptgebäudes, dessen altes Dach mittlerweile auf der Sondermülldeponie liegt, wurde um ein Drittel auf knapp 200 Quadratmeter verkürzt. Er hat einem behindertengerechten Anbau Platz gemacht, in dem sich auf 350 Quadratmetern drei Gruppenräume, WC-Anlagen und eine blitzend neue Großküche samt Vorratsraum finden. Beim Salatputzen an dem polierten Edelstahlbecken ist der Blick auf die Rotenberger Grabkapelle inklusive. Auch das Verwalterhaus hat einen neuen Anstrich und ein neues Dach bekommen. Von den Baukosten übernimmt die Stadt ein Drittel, der Rest wird über die Landeskirche und die Gesamtkirchengemeinde finanziert.
Mit den Arbeiten war erst im September vergangenen Jahres begonnen worden, damit keine Waldheimsaison ausfällt. Ohnehin sind die Wartezeiten zu lang: "Wir können beileibe nicht jeden aufnehmen", sagt Pomplun-Fröhlich. Deswegen denkt er nun über eine Ausweitung des Ferienbetriebes nach. "Wahrscheinlich bieten wir Ostern 2006 erstmals ein Waldheim in den kleinen Ferien an", kalkuliert er. 59 Euro kostet der Aufenthalt pro Kind und Woche, inklusive Verpflegung. Auch ein Aufenthalt für Senioren ist 2006 erstmals geplant.
Eingeweiht wird das Waldheim am Samstag ab 20 Uhr mit der Band Couchpotatoes, um 22 Uhr flimmern auf dem Sportplatz die "Blues Brothers" über die Leinwand. Schlüsselübergabe ist am Sonntag um 14 Uhr, es gibt einen Jahrmarkt, um 17 Uhr beginnt der Festgottesdienst.