UZ vom 9.7.2002
Untertürkheimer sind nicht wunschlos glücklich

Etwa 350 Besucher nützen Bürgerversammlung in der Sängerhalle für Anregungen:
Erweitertes Parkdeck, Tempo-Limit auf B 14 und Kreisverkehr

Von Mathias Kuhn

Untertürkheim - In der Bürgerversammlung gab es für OB Wolfgang Schuster und die Bürgermeisterriege auf dem Podium einiges zu schlucken: Saft und Wasser. Nicht die regen, konstruktiven Redebeiträge der Untertürkheimer sondern die fehlende Klimaanlage in der Sängerhalle sorgten für Schweißperlen. "Unser gemeinsames Ziel ist es, dass sie als wichtiger Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens erhalten bleibt", deutet Schuster städtische Unterstützung an.

Selbst die hochsommerlichen Temperaturen konnten 350 Untertürkheimer nicht abhalten den Montagabend in der Bürgerversammlung zu verbringen. Bereits eine Stunde vor Beginn der Diskussionsrunde drängten sich Dutzende Bürger an die Stellwände und studierten die neuesten Pläne. Der Entwurf zum Rückbau der Mettinger Straße zog die meisten Kiebitze an. "Geht das mit dem Kreisverkehr an der Kreuzung zur Großglocknerstraße oder endet es im Chaos?", diskutierten zwei Ur-Untertürkheimer. Auch die erste Frage nach OB Schusters kurzweiligem Multimedia-Portrait über Untertürkheim bezog sich auf die Umgestaltung der Mettinger/Augsburger Straße. Markus Krautter, der Vorsitzende des Industrie-, Handels- und Gewerbevereins, bat die Planer bei der Erneuerung des Ortseingangs nicht auf halber Strecke Halt zu machen. Augsburger- und Mettinger Straße müssten in einem Zug umgestaltet werden, meinte auch ein weiterer Bürger mit Hinweis auf die zehn Jahre dauernde Planungszeit.

Hartwig Beiche, der technische Referent der Stadt, gestand die "großen Probleme" ein, in dem Bereich einen vernünftigen Plan zu realisieren. Jetzt scheint es soweit. "In einem ersten Schritt werden wir für eine halbe Million Euro das Parkdeck erweitern und das Parkhaus an den neuen Kreisverkehr in der Mettinger Straße anbinden", so Beiche. Für die Verschmälerung der breiten Mettinger/Augsburger Straße fehle jedoch noch Geld. Die Stadt wolle jedoch schnellstmöglich mit dem Parkdeck-Bau beginnen, um den Ortskern aufzuwerten.

Mit Hinweis auf die geplante Schließung des Edeka-Marktes wies Herbert Schwarz auf den "schleichenden " Rückschritt des Ortes hin und bat mdie Planungen für das Wohngebiet an der Dietbachstraße voranzutreiben. "Neue Häuser bringen neue Kunden für die Fachgeschäfte", so Schwarz. Baubürgermeister Matthias Hahn, versprach Abhilfe und eine schnelle Realisierung sobald die Abgrenzungsfragen gelöst seien. Im übrigen hofft Schuster, dass sich was die Grundversorgung - Stichwort Edeka - angeht eine tragfähige Lösung finden lasse. Ein Patentrezept gäbe es nicht. Ein Baustein sei die Aufwertung der Ortskerne wie durch den neuen Leonhard-Schmidt-Platz oder die baldige Umgestaltung des Kelterplatzes.

"Untertürkheim sieht vielleicht gut aus, aber zum Wohnen ist es in Luginsland unerträglich laut", brachte ein Anwohner das Dauerthema Verkehrslärm auf der B 14 zur Sprache. OB Schuster und Baubürgermeister Hahn konnten nur mit den Achseln zucken. Die Stadt habe dreimal beim Regierungspräsidium interveniert, die gewünschte Geschwindigkeitsbeschränkung werde immer abgelehnt. Bei anderen Themen, etwa der Geruchsbelästigung durch das Tanklager oder einer zusätzlichen Trainingsfläche im Stadtbad versprach nach Möglichkeiten zu suchen. Er bedankte sich nach der zweieinhalbstündigen, "heißen" Debatte für das Engagement der Untertürkheim, die sich immer vorbildlich dafür einsetzen würden, dass der Ort liebens- und lebenswert bliebe.

UZ vom 09.07.2002